Anlaufstelle Nord (Salzwedel), 20.10.2009
Beginn: 21.10.2009, 9:00 Uhr, Landgericht Stendal, Saal 218, Am Dom 19
Am Mittwoch, dem 21. Oktober beginnt am Landgericht Stendal der Prozess gegen sieben Männer und eine Frau im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen mehrfache gemeinschaftliche Körperverletzung und weitere Taten im Sommer und Herbst des letzten Jahres vor.
So wurde ein nichtrechter junger Mann in den frühen Morgenstunden des 11. September 2008 von einer Bekannten, die er kurz zuvor für ihren rechten Bekanntenkreis kritisiert hatte, zu einem abseits gelegenen Parkplatz in Gardelegen gelockt. Sofort nach seinem Eintreffen wird der damals 19-jährige von zwei Vermummten gewaltsam zu Boden gebracht, geschlagen und getreten. Dabei sprechen die Angreifer den 19-jährigen auf seine Äußerung gegenüber der Bekannten an und rufen rechte Parolen. Nachdem der junge Mann von einem der Angreifer zur Flucht aufgefordert wird und sich einige Meter entfernen kann, wird er von einem weiteren hinzu kommenden Angreifer mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen. Der Betroffene kann schließlich fliehen. Mit einer Platzwunde am Hinterkopf und einem Trommelfellriss muss er mehrere Tage stationär behandelt werden.
Zudem sollen einige der Angeklagten in wechselnder Tatbeteiligung bereits am 19. August 2008 in Gardelegen gemeinschaftlich eine weitere Person geschlagen und getreten haben. Der Betroffene erlitt bei dem Angriff u.a. eine Unterarmfraktur. Nur einen Tag darauf, am 20. August 2008, sollen einige Angeklagte versucht haben, eine weitere Person körperlich zu misshandeln.
Mindestens fünf der männlichen Angeklagten gehören der organisierten Neonazi-Szene der westlichen Altmark an und haben in den vergangenen Jahren wiederholt an rechten Aktivitäten in und außerhalb Sachsen-Anhalts teilgenommen. Parallel zu den öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten der extremen Rechten aus der Region kam es insbesondere in Gardelegen innerhalb eines Jahres gehäuft zu rechts und rassistisch motivierten Gewalttaten. „Seit fast einem Jahrzehnt ist Gardelegen ein Schwerpunkt rechter Gewalt in der Altmark“, bemerkt ein Sprecher der Mobilen Opferberatung. „Jede neue Generation der lokalen Neonazis geht immer wieder mit Gewalt gegen Menschen vor, die sich ihnen schlicht nicht zugehörig fühlen oder die nicht in das Weltbild der Rechten passen“, so der Sprecher weiter.
Weitere Prozesstermine sind für den 22.10., 28.10. und 29.10. jeweils um 9 Uhr angesetzt.