Anlaufstelle Süd (Halle), 12.05.2011

Täter_innen nehmen Gefährdung von Menschenleben billigend in Kauf

In der vergangenen Nacht gegen 1:00 Uhr wurde das Autonome Zentrum „Kim-Hubert“ (AZ) in Salzwedel von Unbekannten mit drei Brandsätzen angegriffen.
Eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung betont: „Zur Tatzeit befanden sich mehrere Personen im Gebäude, in dem von außen erkennbar Licht brannte. Es ist davon auszugehen, dass die Täter_innen Körperverletzungen und Gefährdung von Menschenleben billigend in Kauf nahmen. Nur durch Glück und umsichtiges Handeln der Anwesenden kam niemand zu Schaden, allerdings richteten die Brandsätze Schaden an der Fassade an.“ Einer der Flaschenbrandsätze traf zwischen zwei Fenster die Hauswand, die anderen schlugen unmittelbar vor dem Haus auf dem Bordstein auf – unweit eines leicht entflammbaren Haufens Plastikmüll, der an einer benachbarten Hauswand lehnte.

Das AZ wurde in den vergangenen 15 Monaten bereits viermal von Rechten angegriffen (siehe angehängte Chronik). „Aufgrund mehrerer rechter Angriffe auf das Zentrum in diesem und dem letzten Jahr ist von einem Zusammenhang mit dem Neonaziaufmarsch am Samstag in Salzwedel auszugehen“, so eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung.

„Neben einer adäquaten Strafverfolgung ist die öffentliche Anerkennung und Unterstützung alternativer, emanzipatorischer Jugend- und Subkulturen und ihrer Strukturen wichtig“, betont die Sprecherin der Mobilen Opferberatung. „Diese ist besonders notwendig, um Betroffene rechter Gewalt zu stärken“, so die Sprecherin weiter.

Für Rückfragen erreichen Sie die Mobile Opferberatung unter Tel. 0170 2904112.

Chronik der letzten Angriffe auf das AZ in Salzwedel:

2.2.2010:
10 vermummte Personen stürmen während einer Infoveranstaltung zum Neonaziaufmarsch in Dresden in das gerade eröffnete AZ. Sie bedrohen und schlagen zwei Besucher der Veranstaltung, verwüsten den Infoladen und schmeißen einen Stuhl durch ein Fenster. Dem AZ drohen sie: „Wenn ihr nochmal so eine Scheiß-Veranstaltung macht, kommen wir wieder“.

11.11. 2010:
Mindestens drei Neonazis werfen Steine gegen die Fassade und zerstören drei Fenster.

April 2011: Ein Mann mit Neonazivergangenheit brüllt antilinke Parolen und tritt die Tür des AZ ein.

April 2011: Ein Neonazi versucht, die gerade reparierte Tür des AZ einzutreten und bedroht eine anwesende Person, die er gegen eine Wand drückt.