Anlaufstelle Mitte (Magdeburg), 22.08.2006

Halberstädter Journalist spendet Preisgeld für Mobile Opferberatung – Einladung zum Pressegespräch

Insgesamt 96 Angriffe mit einem rechten oder rassistischen Hintergrund hat die Mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt für das erste Halbjahr 2006 in Sachsen-Anhalt registriert. Damit ist die Anzahl der bekannt gewordenen Angriffe mit rechter und rassistischer Motivation im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres um rund ein Viertel gestiegen – gegenüber den 77 Fällen rechts und rassistisch motivierter Gewalttaten, die die Mobile Opferberatung für das erste Halbjahr 2005 registriert hatte. Von den Angriffen waren insgesamt mindestens 129 Menschen direkt betroffen.

Nach wie vor gehören nicht-rechte und alternative Jugendliche und junge Erwachsene zu den Hauptbetroffenen rechter Gewalttaten in Sachsen-Anhalt; zwei Drittel aller von der Mobilen Opferberatung in Zusammenarbeit mit dem Opferberatungsprojekt des Multikulturellen Zentrums Dessau registrierten Angriffe galten dieser Betroffenengruppe. Von rassistischen Angriffen waren nach Informationen der Mobilen Opferberatung im ersten Halbjahr 2006 insgesamt 25 MigrantInnen und Flüchtlinge betroffen.

Auffällig ist dabei, dass sich neben den seit Jahren bestehenden Schwerpunktregionen und –städten wie Magdeburg ( 7 registrierte Angriffe im ersten Halbjahr 2006) und der Harzregion ( insgesamt 21 registrierte Angriffe im ersten Halbjahr) weitere Schwerpunkte herauskristallisiert haben. So liegen derzeit der Landkreis Köthen mit insgesamt 17 von dem Opferberatungsprojekt Dessau registrierten rechten Angriffen vorwiegend gegen Studierende nicht-deutscher Herkunft direkt nach der Stadt Quedlinburg mit 16 im ersten Halbjahr registrierten Angriffen vorwiegend gegen nicht-rechte und alternative Jugendliche landesweit an der Spitze.

„Die Mobile Opferberatung ist besorgt über den anhaltenden Anstieg rechter Gewalt in Sachsen-Anhalt,“ so eine Sprecherin des Projekts. „Gewalt gegen alle, die nicht ins rechte Gewaltbild passen, geht mit einem zunehmenden Selbstbewusstsein der extremen Rechten, aber auch des Umfeldes einher.“

Um ein deutliches Zeichen der Unterstützung für Opfer rechter Gewalt zu setzen, übergibt der Halberstädter Journalist Gerald Eggert am Donnerstag, den 24. August 2006 eine Spende in Höhe von 1.500 Euro an die Mobile Opferberatung. Gerald Eggert wurde im Frühjahr diesen Jahres durch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) als Botschafter der Toleranz für sein mutiges Eingreifen bei einem rassistischen Angriff in Halberstadt im Mai 2005 ausgezeichnet. „Nach dem Himmelfahrtstag 2005 fühlte ich mich ziemlich allein gelassen und hilflos. Ich versuchte, das Geschehene ein halbes Jahr lang zu verdrängen, was mir aber nicht gelang. Drei Wochen vor dem Prozess war ich psychisch stark angeschlagen und wusste nicht mehr weiter. Da habe ich von der Mobilen Opferberatung erfahren und nach dem ersten Kontakt Hilfe bekommen. Schnell kompetent und wirkungsvoll,“ erklärt Gerald Eggert. „Ich habe selbst erfahren, wie notwendig und wichtig es ist, Opfern rechter Gewalt zu helfen und sie über einen längeren Zeitraum zu betreuen. Deshalb möchte ich mit dem größten Teil meines Preisgeldes die Arbeit der Mobilen Opferberatung unterstützen. Auch vor dem Hintergrund, dass die staatlichen Gelder gekürzt werden sollen und das Fortbestehen des Projektes gefährdet ist. Solange es rechte Straftaten und Opfer gibt, muss es die Mobile Opferberatung geben.“ Die restlichen 1.000 Euro des Preisgeldes hat Gerald Eggert für ein alternatives Jugendprojekt in der Harzregion vorgesehen.

Beim Pressegespräch am Donnerstag, den 24. August 2006 ab 11 Uhr stehen Ihnen Gerald Eggert und VertreterInnen der Mobilen Opferberatung als GesprächspartnerInnen zur Verfügung.