15.05.2008
Etwa ein Dutzend Neonazis verschafften sich am 29. Februar 2008 gegen 22:45 Uhr gewaltsam Zutritt zum Gelände des soziokulturellen Zentrums ZORA e.V. in Halberstadt. Nachdem sie die verschlossene Hoftür aufgebrochen hatten, zerschlugen die Rechten etwa ein Dutzend Fensterscheiben und beschädigten mehrere Fensterrahmen. Zudem zertrümmern sie die Heckscheibe eines vor dem Zentrum geparkten Autos. Polizeibeamte nahmen noch in der Nacht fünf Tatverdächtige im Alter von 15 bis 24 Jahren fest, ließen sie aber kurz darauf mangels hinreichender Beweise wieder frei. Der 24-jährige Hauptverdächtige sei wegen zahlreicher rechter Propagandadelikte bereits einschlägig vorbestraft, so die Polizei.
Seit der Gründung 1991 wurden die ZORA und ihre BesucherInnen immer wieder Ziel organisierter rechter Angriffe. Im August 2003 verletzten ein Dutzend Neonazis einen Konzertbesucher während eines Angriffs auf die ZORA durch heftige Tritte gegen den Kopf lebensgefährlich. Auch im vergangenen Jahr verübten Neonazis mehrfach Anschläge auf das soziokulturelle Zentrum. Denn seit fast zwei Jahrzehnten fördert der Verein alternative und nicht-rechte Jugendkultur, etabliert interkulturelle Projekte und bietet Freiräume für vielfältige Aktivitäten (siehe auch www.zora.de). Dadurch ist die ZORA in der Harzregion eine der wenigen Anlaufstellen für alternative und nicht-rechte Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch Flüchtlinge.
Bei dem jüngsten Angriff im Februar entstand ein Sachschaden von rund 4000 Euro. Nur etwa die Hälfte der Kosten trägt die Versicherung, die andere Hälfte muss der Verein selbst aufbringen, um die Schäden zu beseitigen. Deshalb bittet die Mobile Opferberatung um Ihre Spenden.
Spendeneinzahlungen oder -überweisungen richten Sie bitte an das Konto:
Institut: Bank für Sozialwirtschaft Magdeburg
Kontoinhaber: Miteinander e.V.
Konto-Nr.: 53 53 53
Bankleitzahl: 810 205 00
Verwendungszweck: Zora e.V.
Auf Wunsch wird gerne eine Spendenbescheinigung übersandt. Gehen mehr Spenden ein, als zur Behebung des Angriffschadens notwendig sind, werden diese Gelder dem Fonds für Opfer rechtsextremer und fremdenfeindlicher Gewalt in Sachsen-Anhalt zur Verfügung gestellt, um andere Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt zu unterstützen.
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Auszug aus der Chronik rechter Angriffe 2007 in Halberstadt
31.05.2007 Halberstadt
Am späten Abend sitzen drei Jugendliche auf einer Parkbank, als ein ca. 30jähriger Mann auf sie zukommt und sie fragt, ob sie eine Frau gesehen hätten. Als die Jugendlichen die Frage verneinen, schlägt der Mann alle drei Nichtrechten nacheinander mit der Faust ins Gesicht. Die Betroffenen können flüchten, werden aber durch den Angreifer weiter verfolgt. Dabei ruft er „Scheiß Zorawichser“ und skandiert „Heil Hitler“. Die Jugendlichen verstecken sich und alarmieren die Polizei, die den Mann wenig später aufgreift. Gegen ihn wird wegen Körperverletzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt.
01.05.2007 Halberstadt
Gegen 23.00 Uhr greift eine Gruppe von drei Rechten unter „Zecken kommt raus und wehrt euch!“ und „Sieg Heil“- Rufen das soziokulturelle Zentrum ZORA e.V. mit Flaschen und Steinen an. Da das Zentrum geschlossen ist, befinden sich glücklicherweise keine BesucherInnen auf dem Gelände. Innerhalb einer halben Stunde wächst die Gruppe der Rechten auf 10 Personen an. Neonazistische Parolen wie „Heil Hitler“ grölend werfen die Angreifer weiter Flaschen und Steinen auf das Grundstück. Schließlich laufen sie vom Vordereingang zur Rückseite der ZORA und setzten dort ihren Angriff fort. Vier Fensterscheiben in der ersten Etage an der Rückseite des Gebäudes und mehrere Dutzend Dachziegel gehen dabei zu Bruch. Ein Vereinsmitglied informiert die Polizei, die die Gruppe kurz darauf an der Aral-Tankstelle feststellen kann. Die Ermittlungen laufen u.a. wegen Landfriedensbruchs.
08./ 09.04.2007 Halberstadt
In der Nacht von Sonntag zu Montag verüben Unbekannte einen Brandanschlag auf das soziokulturelle Zentrum ZORA e.V. Am Montag entdecken Proberaumnutzer Brandspuren an der Seitentür und der darüber liegenden Fassade und nehmen Benzingeruch wahr. Nur durch Zufall brannte die Holztür offenbar nur kurz, bevor das Feuer von selbst erlosch. Es wurde Anzeige erstattet.
08.04.2007 Halberstadt
Gegen 1.00 Uhr nachts versuchen mehrere Dutzend Rechte auf das Gelände des soziokulturellen Zentrums ZORA e.V. zu gelangen. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich noch etwa 100 BesucherInnen einer Techno-Disko vor Ort. Partygäste bemerken die Angreifer und verriegeln das Tor zum Hof. Kurz darauf werfen die Rechten eine Rauchbombe durch das Türfenster eines Seiteneingangs und flüchten.
31.03.2007 Halberstadt
Circa 50 Neonazis versuchen gewaltsam in das soziokulturelle Zentrum ZORA e.V. einzudringen. KonzertbesucherInnen gelingt es noch rechtzeitig, die Tür zu verbarrikadieren. Daraufhin werfen die Rechten mit Steinen auf die BesucherInnen und das Haus. Am Tag zuvor war auf der Homepage der „JN Wernigerode“ ein Aufruf zur Hetzjagd gegen BesucherInnen der Zora und des Dachvereins Reichenstraße in Quedlinburg veröffentlicht worden.