Mobile Opferberatung, 29.12.2020

Liebe Freund*innen, liebe Unterstützer*innen, liebe solidarische Menschen,

zum Ende eines schrecklichen Jahres für so viele Menschen, die von Antisemitismus, Rassismus und rechter Gewalt betroffen sind, möchten wir an die Kraft der Solidarität erinnern und uns vor allem besonders herzlich bedanken!

Ein riesiger Dank gilt allen von Euch und Ihnen, die die Hinterbliebenen und Überlebenden des antisemitisch, rassistisch und misogyn motivierten Attentats an Yom Kippur 2019 in Halle solidarisch unterstützt und begleitet haben: beispielsweise den beharrlichen Organisator*innen und Unterstützer*innen der solidarischen Kundgebungen am Rande des Prozesses vor dem Landgericht Magdeburg, der Veranstaltungen und Aktionen zum Gedenken um den ersten Jahrestag des Attentats oder der so wichtigen Spenden- und Solidaritätsaktionen für den Erhalt des Kiez Döner; allen Spender*innen und den zahlreichen Menschen, die den Prozess beobachtet, begleitet und dokumentiert, die Perspektiven und Forderungen Überlebender ins Zentrum ihrer Berichterstattung gestellt oder Hintergründe und Zusammenhänge der Tat aufgezeigt haben sowie allen, die verlässlich für die Überlebenden und Betroffenen da waren und wo irgend möglich unterstützt haben.

Ganz besonders danken möchten wir auch den vielen Menschen, die dafür gesorgt haben, dass Betroffene rechter, antisemitischer und rassistischer Gewalt mit den Ermittlungsbehörden und der Justiz nicht alleine sind – den engagierten Nebenklagevertreter*innen ebenso wie den achtsamen Begleiterpersonen und solidarischen Prozessbesucher*innen, auch über den Halle-Prozess hinaus.

Denn dass sich Betroffene nicht auf den Rechtsstaat verlassen können zeigt sich in der konkreten Arbeit der Mobilen Opferberatung immer wieder. Drei Beispiele zu Strafprozessen in 2020 aus Burg, Oschersleben und Halle veröffentlichen wir zum Jahresende hier: Verfahren nach eindeutig rassistisch, misogyn und neonazistisch motivierten Angriffen, in denen Gerichte dennoch Rassismus nicht als Tatmotiv erkennen wollten (AG Burg), in denen ein bekennender Neonazi mit einer Bewährungsstrafe nach einem brutalen Angriff auf die Wohnung eines Antifaschisten davon kam (AG Oschersleben) oder in dem zivilcouragierte Helferinnen vor Gericht zu Täterinnen gemacht wurden (LG Halle).

„In diesem Gerichtssaal werde ich beständig daran erinnert, dass Recht und Gerechtigkeit nicht dasselbe sind“, hat Talya Feldman in ihrem Schlusswort im Halle-Prozess gesagt. Die Weigerung des OLG Naumburg, die Schüsse auf Ismet Tekin und die Autoattacke auf Aftax I. durch den Attentäter als versuchten Mord zu verurteilen, bestärkt viele der Überlebenden und Nebenkläger*innen im Halle-Prozess in dieser Überzeugung. Das Team der Mobilen Opferberatung unterstützt Ismet Tekin und Aftax I. und ihre engagierten Nebenklagevertreter*innen darin, dass der mörderische Rassismus auch in diesen beiden Fällen anerkannt wird.

Ein riesiger Dank geht in diesem Zusammenhang auch an alle, die es auch in 2020 mit Spenden an den Opferfonds bei Miteinander e.V. ermöglicht haben, dass zahlreiche Betroffene nicht mit den materiellen Folgen rechter Gewalt alleine gelassen wurden. Für 2021 wünschen wir Ihnen und Euch von Herzen alles Gute und viel Kraft, damit die Solidarität, die so viele Menschen trägt und von so vielen getragen wird, die Pandemie ebenso wie Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt bezwingen wird.

Ihr und Euer Team der Mobilen Opferberatung

PS: In 2021 wollen wir Euch und Sie dann – wie gewohnt – auch wieder mit Hilfe unseres Newsletters „informationen“ über die Arbeit der Mobilen Opferberatung informieren. Bis dahin laden wir Sie und Euch herzlich ein, auf unserer Website zu stöbern oder die Schlussworte der Nebenkläger*innen im Halle-Prozess auf der Website unseres Dachverbands nachzulesen: https://verband-brg.de/dokumentation-der-schlussworte-im-halle-prozess-hoert-den-ueberlebenden-zu/