Der stadtbekannte Neonazi Danilo K., der im Februar 2004 u.a. einen 16jährigen Punk in Quedlinburg mit Messerstichen lebensgefährlich verletzt hatte, dringt auf der Suche nach einem potenziellen Opfer in Begleitung eines weiteren Rechten ins Café des soziokulturellen Dachvereins Reichenstraße ein. Der Dachverein erstattet Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.
Wernigerode
In der Nacht vom 11. September 2005 wird ein nicht-rechter junger Mann von Neonazis durch die Halberstädter Straße in Wernigerode gejagt, mit Bierflaschen beworfen und durch Stiefeltritte in den Rücken und Faustschläge ins Gesicht verletzt.
Wernigerode
In der späten Nacht kommt es zu einer beispiellosen, vereinbarten Hetzjagd von mindestens zwei Dutzend Rechten auf Jugendliche und junge Erwachsene, die nicht zur rechten Szene gehören. Die Rechten fahren, teilweise mit Baseballschlägern bewaffnet, auf der Suche nach potenziellen Opfern mit Autos durch die Stadt. Zwei nicht-rechte junge Männer werden dabei u.a. durch gezielte Stiefeltritte gegen den Kopf und Schläge mit Baseballschlägern so massiv verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Polizei stellt in der Folge fünf Täter, die der rechtsextremen Kameradschaft „Wernigeröder Aktionsfront“ (WAF) zuzuordnen sind.
Halle
Gegen 23.50 Uhr steigt ein 30-jähriger Mann aus Gambia in eine Straßenbahn ein und wird sofort von vier Männern angesprochen, er solle seinen Fahrschein vorzeigen. Einer schreit „Los Nigger!“ Als der Betroffene dies aufgrund der augenscheinlichen Alkoholisierung der Männer ablehnt, wird er geschlagen und gewürgt. Ein couragierter 25-Jähriger, der den Angriff von der Straße aus beobachtet hatte, eilt dem Betroffenen in die Bahn zu Hilfe. Sein Versuch und der zweier weiterer hinzugekommener Helfer, den Angriff verbal zu beenden, scheitert. Drei der Männer weisen sich als Kontrolleure der HAVAG aus, während der vierte weiter auf den Gambianer einschlägt. Als jemand ruft, er habe die Polizei informiert, kann der Betroffene die Bahn verlassen, wird aber von den Kontrolleuren verfolgt. Als einer der Angreifer den Betroffenen mit Negerschwein beleidigt und sagt, er wolle ihn umbringen, greift der 25-jährige Helfer erneut ein. Ein Versuch des Kontrolleurs, ihm daraufhin einen Faustschlag zu versetzten, schlägt fehl. Die mittlerweile eingetroffene Polizei nimmt in der Folge Anzeige auf. Der Gambianer erlitt durch den Angriff Prellungen und Schürfwunden. Auch zwei der drei Helfer wurden verletzt, einer musste sich mit Nasenbeinbruch ambulant behandeln lassen.
Wernigerode
In den Morgenstunden des 4. September 2005 wird in der Pfarrstraße in der Wernigerode ein offensichtlich der Punkszene zugehöriger Jugendlicher von acht bis zehn Neonazis angegriffen und durch Fußtritte an den Kopf verletzt.
Halberstadt
Auf dem Altstadtfest stören Rechtsextremisten fortwährend die Veranstaltung und greifen in den Vormittagsstunden einen migrantischen Standbetreiber an und schlagen ihn. Bis in den Nachmittag hinein tyrannisieren die Rechten Händler und PassantInnen. Erst dann erscheint die Polizei und erteilt Platzverweise.
Quedlinburg
Am Rand einer Radio-SAW-Party schlägt und tritt ein stadtbekannter Rechter nach einer kurzen verbalen Auseinandersetzung auf zwei junge Frauen ein, die äußerlich der alternativen Szene zugeordnet werden können. Der Sicherheitsdienst greift erst ein, als der Täter mit einer Gruppe von Rechten geflohen ist. Eine der Betroffenen erleidet u.a. einen Nasenbeinbruch und Prellungen im Gesicht und am Oberkörper; die zweite Betroffene erleidet Rippenprellungen und ein Schädelhirntrauma. In den folgenden Wochen werden die Betroffenen durch Aktivisten der Kameradschaft Quedlinburg noch mehrfach bedroht.
Halle
Gegen 19.15 Uhr werden zwei Schwarzafrikaner am Hauptbahnhof von drei Hooligans u.a. mit „Scheiß Nigger“ und „Bimbos“ beleidigt und bedrängt. Einer der Hooligans versucht immer wieder, einen der Betroffenen anzugreifen, wird aber von einem seiner Begleiter zurückgehalten. Schließlich gelingt es dem Angreifer, den Migranten am Kragen zu packen. In diesem Moment geht ein zivilcouragierter Jugendlicher dazwischen, woraufhin sich der Betroffene losreißen kann. Beide Schwarzafrikaner flüchten Richtung Bahnhofseingang, gefolgt von den pöbelnden Tätern. Einer der Hooligans schlägt nach mehrmaligem Schubsen mit der Faust auf einen der Migranten ein. Als zwei weitere Passanten helfend dazwischen gehen, wird einer mit mindestens zwei Tritten attackiert. Als der erste Helfer wiederum verbal einschreitet, wird er verfolgt und geschubst. Als die Angreifer erneut auf die Migranten losgehen wollen, treffen mehrere über Notruf alarmierte Bundespolizisten ein und nehmen schließlich die Personalien der Täter auf.
Quedlinburg
Gegen 2 Uhr morgens wird in der Nähe vom Marktplatz ein 16-jähriger Punk von drei offensichtlich Rechten ohne Vorwarnung angegriffen. Die Täter schlagen den Betroffenen immer wieder gegen den Kopf – so lange, bis ihr Opfer das Bewusstsein verliert. Der Betroffene erleidet u.a. schwere Kopfverletzungen und muss stationär behandelt werden.
Magdeburg
Gegen 19 Uhr pöbelt eine Gruppe von fünf offensichtlich Rechten in der Straßenbahnlinie 3 zunächst eine junge Frau an. An der Endhaltestelle gelingt es der Frau zu flüchten. Die Rechten beschimpfen daraufhin einen Mann aus Benin mit rassistischen Parolen. Einer der Rechten zeigt stolz ein tätowiertes Hakenkreuz auf seinem Arm und ruft „Deutschland den Deutschen“. Als der Betroffene die rassistischen Beschimpfungen verbal zurückweist, schlagen und treten alle fünf Rechten auf den 31-Jährigen ein. Das Opfer kann sich losreißen und flüchtet. Augenzeugen verständigen die Polizei, die jedoch lediglich die Personalien des Opfers aufnimmt und die Angreifer unbehelligt laufen lässt.
Köthen
Bei einem Open-Air-Konzert im Skater-Park tauchen immer wieder größere Gruppen von stadtbekannten Rechtsextremisten aus Köthen und Dessau auf. Nach Einbruch der Dunkelheit greift eine Gruppe von zehn Rechten einen Punk auf seinem Nachhauseweg im Zentrum von Köthen an und tritt auf ihr Opfer ein. Dem Betroffenen gelingt es zu flüchten.
Köthen
Eine Gruppe von fünf Neonazis, die T-Shirts mit dem Aufdruck „Autonome Nationalisten“ tragen, greifen in der Disko „Zelt“ einen Punk an, den sie kurz zuvor wegen seiner Kleidung beschimpft haben. Einer der Rechten schlägt dem Betroffenen mit der Faust ins Gesicht. Als der Punk sich wehrt, schlagen und treten die fünf Angreifer ihm ins Gesicht, in die Rippen und auf die Schultern. Dann greift der Sicherheitsdienst der Disko ein und entfernt die Nazis aus der Disko.
Wernigerode
Ein Asia-Bistro und ein nicht-rechter Musikladen werden mit rassistischen und rechtsextremen Parolen beschmiert. Der asiatische Imbiss war erst am 5. August von einem vietnamesischen Pächter eröffnet worden.
Gröbzig (Landkreis Köthen)
Ein internationales Sommercamp im Museum der Synagoge Gröbzig wird von jugendlichen Rechten angegriffen. Zunächst wurden TeilnehmerInnen des Camps mit Parolen wie „Ausländerschwein“ und „Kanaken raus“ beschimpft. Dann werden die Jugendlichen von zwei Rechten mit Flaschen beworfen. Ein Theaterveranstaltung des Camps findet daraufhin unter Polizeischutz statt.
Tanne (Landkreis Wernigerode)
Rechte beschmieren in der Nacht ein Hotel in Tanne mit rassistischen und rechtsextremen Parolen. Eine Parole ist offensichtlich eine Drohungen, die sich gegen das dunkelhäutige Kind der Hotelmanagerin richtet. Nach Angaben der Polizei haben die Täter auf eine zwölf mal vier Meter große Wand u.a. einen Galgen mit einem Kind, ein Hakenkreuz und eine SS-Rune gemalt.
Zerbst
Auf dem Zerbster Heimatfest wird ein 16Jähriger, der ein T-Shirt und einen Rucksack mit der Aufschrift „Gegen Nazis“ trägt, von einem polizeibekannten Rechten angegriffen und schwer verletzt. Der 28jährige Täter schlägt seinem Opfer ein Bierglas ins Auge, stößt ihn dann gegen einen LKW und zwingt ihn, das T-Shirt mit der Aufschrift „gegen Nazis“ auszuziehen. Durch den Angriff mit dem Bierglas verliert der Betroffene auf dem rechten Auge seine Sehfähigkeit; außerdem erleidet er schwere Schnittverletzungen im Gesicht und am rechten Arm. Die Polizei in Zerbst verschweigt den Angriff über mehrere Tage und droht einer Gruppe von 50 nicht-rechten und alternativen Jugendlichen, die wenige Tage nach dem Angriff auf dem Fest für ein „nazifreies Heimatfest“ demonstrieren und Flugblätter verteilen, mit einer Anzeige wegen „unerlaubter Demonstration“. Die Stadt Zerbst erklärt öffentlich, das Heimatfest sei eine gelunge Veranstaltung gewesen und bagatellisiert den Angriff des Neonazis als „Schlägerei unter Jugendlichen“. Erst nachdem der Berliner „Tagesspiegel“ recherchiert und am 13. August einen Artikel über das Verhalten der Polizei veröffentlichte, gaben die Ermittlungsbehörden zu, dass es den Angriff gegeben hatte und dass es sich um einen rechtsextrem motivierte Gewalttat handelt. Inzwischen ermittelt der Staatschutz Dessau; gegen den mutmaßlichen Täter wurde am 18. August Haftbefehl erlassen.
Halberstadt
Drei offensichtlich rechte Männer greifen einen 16jährigen Asylsuchenden aus Niger an, den sie zuvor schon bei einem Stadtfest am Holzmarkt rassistisch beleidigt und geschubst hatten. Die Angreifer stoßen ihr Opfer mit dem Kopf gegen die Wand und schlagen auf den Jugendlichen ein. Der Betroffene verliert das Bewusstsein und kommt erst 24 Stunden später im Krankenhaus wieder zu sich. Seit dem Angriff leidet der Betroffene u.a. an anhaltenden Sehstörungen, Schlafstörungen und Albträumen.
Halle
Vor dem Bahnhof in Halle werden zwei Punks aus einer ca. 30-köpfigen Gruppe von Neonazis heraus angepöbelt und angegriffen, obwohl die Rechten auf dem Weg vom NPD-Landesparteitag in Merseburg unter der Begleitung von Polizeibeamten stehen. Ein 16-jähriger Punk wird gegen den Kopf und den Oberkörper getreten. Die Bundespolizei interveniert schließlich und stellt die Personalien des Angreifers fest. Gegen ihn wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Hornberger See bei Elbringerode/ Landkreis Wernigerode
Ein führender Aktivist der Wernigeröder Aktionsfront greift einen am See zeltenden Punk an; schlägt und tritt auf den 21jährigen ein und zerschlägt einen Beutel mit leeren Flaschen auf seinem Kopf. Der Betroffene erleidet schwere Kopf- und Gesichtsverletzungen.
Quedlinburg
In den frühen Morgenstunden betritt ein halbes Dutzend Rechter das Café des soziokulturellen Dachvereins Reichenstraße. Schnell beginnen die jungen Männer zu pöbeln und Cafébesucher zu fotografieren. Nachdem der Anführer der rechten Gruppe ein Kommando ruft, prügeln einige der Rechten mit Billardqueues und mitgebrachten Baseballschläger auf Cafégäste ein; andere Rechte werfen mit Bierflaschen und Billardkugeln auf die Besucher und das Personal. Dabei werden zwei Cafébesucher verletzt; einer von ihnen muss mehrere Tage stationär behandelt werden.