Bei einer Geburtstagsfeier auf dem Steintorcampus kommen gegen 23:30 Uhr zwei Unbekannte hinzu und wollen mitfeiern. Als ihnen das verwehrt wird, entfernen sie sich. Nur wenige Minuten später erscheint eine größere Gruppe z.T. Vermummter. Einer wirft eine Bierflasche auf die Feiernden, welche ihr Ziel verfehlt. Dann schlagen mehrere Angreifer auf einen 19-jährigen Partygast ein. Als vier weitere Feiernde dem Betroffenen helfen wollen, werden die 18- bis 21-Jährigen ebenfalls geschlagen. Schließlich ziehen sich die Angreifer in das nahe gelegene Haus der sog. Identitären Bewegung zurück, welches kurz darauf von der Polizei durchsucht wird. Dabei werden die Personalien von über 20 Personen aufgenommen und auch zwei sog. Sturmhauben sichergestellt. Vier der Betroffenen werden verletzt und müssen medizinisch versorgt werden. Die Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruchs und Körperverletzung.
Magdeburg, 16.11.2019
Anlaufstelle Mitte, eigener Bericht
Gegen 23 Uhr steht ein schwules Paar an der Straßenbahnhaltestelle Kastanienstraße, als sie aus einer Gruppe von etwa sechs bis acht Männern homofeindlich beleidigt und bespuckt werden. Dann fordern die Angreifer die Herausgabe ihrer Handys und treten sie. Während einer der Betroffenen fliehen und die Polizei alarmieren kann, wird der andere eingeholt und erneut geschlagen und getreten. Als Beamte vor Ort eintreffen, sind die Täter weg. Die 35- und 39-jährigen Betroffenen müssen in der Notaufnahme behandelt werden. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt.
Kabelsketal/ Ortsteil Dieskau
Gegen 10:30 Uhr unterhalten sich zwei syrische Teilnehmer eines Staplerkurses vor dem Betriebsgelände, als sie völlig unvermittelt von einem weiteren Teilnehmer rassistisch beschimpft werden. Dann holt der Mann eine Schreckschusspistole aus seinem in unmittelbarer Nähe parkenden Auto und zielt damit aus kurzer Distanz auf ihre Köpfe. Schließlich schießt er ein Mal in die Luft und beleidigt die Betroffenen erneut. Alarmierte Polizeibeamte stellen vor Ort die Personalien eines 56-jährigen Tatverdächtigen fest und die Schreckschusswaffe sicher.
Halle (Saale)
Gegen 19 Uhr bemerkt eine junge Frau, dass drei Schwarze in der Straßenbahn von einem weiteren Fahrgast massiv rassistisch beleidigt werden. Kurz vor der Haltestelle Steintor zieht sie deshalb die Notbremse und bittet die Straßenbahnfahrerin, die Polizei zu informieren. Währenddessen intervenieren eine 25-jährige Studentin und eine 19-jährige Angestellte, um den Unbekannten von einem Angriff abzuhalten. Daraufhin beleidigt der Mann beide Frauen sexistisch und die 19-jährige PoC auch rassistisch und schlägt auf die beiden ein. Dann würgt der Angreifer die 25-Jährige und zieht sie an den Haaren nach unten. Schließlich gelingt es den Frauen, den Angreifer abzuwehren. Als sich die Türen öffnen verlässt dieser die Straßenbahn. Die 19-Jährige erleidet eine Verletzung am Kopf, die 25-Jährige muss mit diversen Prellungen ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt in der Folge gegen einen polizeibekannten 39-Jährigen wegen Körperverletzungen, Beleidigung, Volksverhetzung und Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen.
Halle (Saale)
Kurz vor 16 Uhr wird ein POC am Marktplatz während seines stillen Gedenkens an die Opfer des rechtsterroristischen Anschlags unvermittelt von einer ihm unbekannten Frau auf den Rücken geschlagen. Als Zeug*innen die Täterin zur Rede stellen, kriminalisiert sie den Betroffenen durch rassistische Narrative. Das Ordnungsamt wird angesprochen, woraufhin die Polizei kommt und die Personalien des Betroffenen und der Täterin aufnimmt. Die Polizei ermittelt wegen vorsätzlicher einfacher Körperverletzung. Der Betroffene hat noch Wochen später Schmerzen.
Halle (Saale)
An Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, durchleiden 52 Menschen in der Synagoge im Paulusviertel Stunden der Todesangst und Ungewissheit, nachdem ein schwerbewaffneter Attentäter kurz nach 12 Uhr mittags versucht hatte, das Gebetshaus zu stürmen. Nur weil die Türen zum Gelände den Schüssen und Sprengsätzen standhalten, wird keine*r der Anwesenden, darunter auch eine Jugendgruppe aus Berlin und Besucher*innen aus den USA, körperlich verletzt. Die 40-jährige Jana L., die auf dem Nachhauseweg an der Synagoge vorbeiläuft und den Täter anspricht, stirbt durch Schüsse in den Rücken. Kurz darauf zündet der Attentäter einen Sprengsatz vor dem kurdischen „Kiez-Döner“ und versucht im Imbiss weitere Menschen zu töten. Der 20-jährige Maler Kevin S., der hier gerade seine Mittagspause macht, wird durch mehrere Schüsse tödlich verletzt. Das Personal und weitere Gäste des Imbisses überleben nur, weil sie sich verstecken bzw. fliehen können – und werden zum Teil schwer traumatisiert. Auf seiner Flucht mit dem Auto fährt der Attentäter in der Magdeburger Straße in Halle einen 23-Jährigen aus Somalia auf der Gegenfahrbahn an. Der Betroffene kann gerade noch zur Seite springen und wird deshalb nur leicht verletzt. Etwa vierzig Minuten später, kurz vor 13 Uhr, werden ein 51-Jähriger und seine 50-jährige Lebensgefährtin auf ihrem Hof in Wiedersdorf (Saalekreis) durch Schüsse von hinten schwer verletzt, nachdem der Betroffene dem Attentäter keine Autoschlüssel aushändigen konnte. Schließlich raubt er im Ort ein Taxi und kann erst etwa eine halbe Stunde später im Burgenlandkreis festgenommen werden, nachdem er auf der B91 noch einen anderen PKW gerammt hatte und schließlich frontal mit einen LKW zusammengestoßen war. Bis heute leiden etliche Menschen – Angehörige und Freund*innen der Todesopfer, Überlebende und Zeug*innen unter den Folgen des rechtsterroristischen Anschlags. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen.
Weitere Details siehe auch:
Mobile Opferberatung (Hrsg.) (2019): Betroffene und Folgen des Attentats in Halle (Saale), in: Antisemitismus und Rechtsterrorismus. Informationen der Mobilen Opferberatung Nr. 56, S.7, www.mobile-opferberatung.de/newsletter56.pdf
Halle (Saale)
Gegen 22:20 Uhr fordert ein türkischer Hausbewohner im Innenhof eines Mehrfamilienhauses einen unbekannten Mann auf, dort das Urinieren zu unterlassen. Daraufhin beleidigt der Unbekannte den 30-Jährigen rassistisch und schlägt ihm unvermittelt ins Gesicht. Ein syrischer Bekannter des Betroffenen interveniert und der Betroffene informiert die Polizei.
Magdeburg
Frühmorgens wartet ein 19-jähriger Auszubildender aus Mali mit seinem Fahrrad am Bahnhof Magdeburg-Neustadt auf den Zug, als zwei Unbekannte ihn auffordern, zu ihnen zu kommen. Dann fragen sie, was er hier mache. Noch während er freundlich zu antworten versucht, sprayt ihm einer der Männer ohne jede Vorwarnung Reizgas ins Gesicht. Vor Schmerzen geht der Jugendliche zu Boden. Dort erhält er mehrere Schläge oder Tritte gegen seinen Körper und wird dabei massiv rassistisch beleidigt. Trotz stark tränender Augen nimmt er noch wahr, wie einer der Unbekannten sein Fahrrad an sich nimmt und mit seinem Begleiter weggeht. Als er langsam wieder besser sehen kann, bemerkt der 19-Jährige, dass einer der Angreifer seinen Personalausweis verloren hat. Mit diesem erstattet er bei der Polizei Anzeige. Der Betroffene leidet noch mehrere Tage unter Schmerzen an beiden Augen.
Halle (Saale)
In einem Einkaufszentrum am Zollrain wird ein 13-jähriger Junge gegen 19 Uhr von einem älteren Mann rassistisch beleidigt. Als der Junge zurückbeleidigt, schlägt der Mann ihm zwei Mal mit der flachen Hand ins Gesicht. Das Kind wird leicht verletzt. Die Polizei ermittelt gegen einen 46-Jährigen.
Salzwedel
Gegen 22 Uhr wird ein 18-jähriger Geflüchteter aus Afghanistan in der Nähe der Berufsschule völlig unvermittelt aus einer sechsköpfigen Gruppe attackiert. Fünf der Unbekannten traktieren den Jugendlichen mit Kopfnüssen und Faustschlägen gegen Kopf und Oberkörper. Schließlich gelingt es dem Betroffenen zu flüchten. Später alarmiert er mithilfe seiner Betreuerin die Polizei, eine eingeleitete Nahbereichsfahndung bleibt jedoch erfolglos. Der Betroffene erleidet mehrere Hämatome im Gesicht und am Oberkörper und muss mit einem Krankenwagen zur ambulanten Behandlung ins Klinikum gefahren werden.
Magdeburg
Gegen 20:30 Uhr wird eine 15-jährige syrische Trans*Jugendliche auf dem Weg nach Hause in Sudenburg unvermittelt von zwei Jugendlichen transfeindlich und sexistisch beleidigt. Zudem äußern die Unbekannten, sie schade dem „Ruf des Islam“. Dann schlagen sie die Jugendliche gegen den Körper, bis sie zu Boden geht. Auch dann treten die Angreifer noch weiter auf sie ein. Schließlich kann sie sich befreien und fliehen. Als sie mit ihrem Handy die Polizei alarmieren will bemerkt sie, dass es nicht mehr in ihrer Tasche ist. Die Jugendliche erleidet mehrere Hämatome an Arm und Oberkörper. In der Folge erstattet sie Anzeige. Die Schülerin war bereits zuvor mehrfach aufgrund ihres Äußeren beleidigt und auch körperlich attackiert worden.
Halle (Saale)
Am Freitagnachmittag werden ein 21-jähriger syrischer Geflüchteter und seine 18-jährige Partnerin in einem Bus von einem Unbekannten rassistisch beleidigt. Nach dem Aussteigen an der Haltestelle Südpark reißt der Mann einen Plastikmülleimer aus der Halterung und wirft ihn nach dem 21-Jährigen, verfehlt ihn aber. Dann schlägt er den Betroffenen mit der Faust. Dessen Freundin wirft währenddessen eine volle Getränkedose nach dem Angreifer. Nach weiteren verbalen Attacken entfernt sich der Unbekannte schließlich.
Salzwedel
Eine kleine Gruppe alternativer und linker Jugendlicher ist zu Fuß in der Stadt unterwegs, als sich ihnen ein stadtbekannter, gewaltbereiter Neonazi nähert. Er beleidigt einen der Jugendlichen, der Dreads trägt, mit „Scheiß Indianer“ und pöbelt. Als er die Gruppe weiter anpöbelt, versucht ihm einer der Jugendlichen ein schweres Bierglas mit Henkel aus der Hand zu nehmen, um ihn vorsorglich zu entwaffnen. Der Rechte reißt jedoch seinen Arm weg, sodass das Glas an einer Wand zerschellt. Dann schlägt er mit der in seiner Hand verbliebenen Scherbe gegen den Kopf einer jungen Linken. Zudem droht er der Gruppe, sie innerhalb der nächsten zwei Tage umzubringen. Schließlich gelingt es den Jugendlichen, den Täter wegzuziehen und sich zu entfernen. Die junge Frau erleidet stark blutende Schnittwunden am Kopf und weitere Verletzungen durch in die Kleidung gefallene Splitter.
Salzwedel
An einem Firmenparkplatz werden drei 16-, 17- und 18-jährige Geflüchtete gegen 23 Uhr aus einer etwa 15-köpfigen Gruppe heraus rassistisch beleidigt. Um sie zur Rede zu stellen, läuft der 16-Jährige auf die Gruppe zu. Daraufhin versetzt ihm einer der Unbekannten einen Faustschlag gegen den Kopf. Als seine beiden Begleiter ihm zu Hilfe eilen, werden sie ebenfalls angegriffen. Dabei wird der 17-Jährige von einer Bierflasche am Rücken getroffen, bevor allen dreien die Flucht gelingt. Als telefonisch alarmierte Polizeibeamte am Tatort eintreffen, sind die Täter verschwunden. Ein herbeigerufener Notarzt stellt leichte Verletzungen bei zwei der Betroffenen fest, eine ambulante Behandlung der oberflächlichen Verletzungen erfolgt vor Ort. Zudem wird eine Anzeige aufgenommen.
Halle (Saale)
Am Mittwochabend, gegen 19:30 Uhr, wird ein Student aus Tadschikistan am Uniplatz unvermittelt von einem Unbekannten rassistisch beleidigt und in der Folge auch körperlich attackiert. So versucht der Angreifer, den 24-Jährigen zu schlagen und zu Boden zu drücken und nimmt ihn in den Würgegriff. Jetzt intervenieren mehrere Studierende und können den Angriff beenden. Daraufhin beschimpft der Täter die Umstehenden u.a. rassistisch und homofeindlich und versucht zudem mehrfach Zeug*innen wegzuschubsen, die sich zwischen ihm und dem Betroffenen positioniert hatten. Dieser alarmiert währenddessen die Polizei, die den 40-jährigen Angreifer noch in Tatortnähe stellen kann.
Genthin (Jerichower Land)
Zwei 19- und 22-jährige Syrer laufen gegen 2:30 Uhr nachts die Keplerstraße entlang, als ein VW Transporter neben ihnen stoppt, drei Unbekannte aussteigen und die beiden unvermittelt angreifen. Die Betroffenen werden mit Fäusten gegen den Kopf geschlagen und mit einem Messer bedroht. Schließlich gelingt ihnen die Flucht in die naheliegenden Wohnblöcke. Als die Polizei vor Ort eintrifft, sind die Täter bereits verschwunden.
Halle (Saale)
Kurz vor 4 Uhr nachts wird ein 36-Jähriger an einer Tankstelle an der Magistrale von einem AfD-Anhänger angegriffen und erheblich verletzt. Während einer spontanen Unterhaltung wird dem 36-Jährigen die positive Bezugnahme seines Gegenübers auf die AfD zu viel, was er ihm schließlich auch verbal signalisiert. Daraufhin geht der Mann sofort auf ihn los und bringt ihn zu Boden. Als der Betroffene ihn festzuhalten versucht, verbeißt sich der Rechte in seinen Daumen und tritt ihm schließlich mehrfach gezielt gegen den Kopf. Währenddessen verliert der Betroffene kurzzeitig das Bewusstsein. Als er seinen Kopf mit den Händen schützen kann, folgen weitere Tritte gegen den Oberkörper. Erst als Polizeibeamt*innen vor Ort eintreffen, lässt der Angreifer von dem Betroffenen ab. Der 36-Jährige muss u.a. mit blutender Platzwunde an der Stirn im Krankenhaus behandelt und in der Folge am rechten Daumen operiert werden, der sich nach dem Biss entzündet hatte. Später wird bei dem Betroffenen noch eine Nasenbeinfraktur diagnostiziert.
Halle (Saale)
In der Nacht zum Samstag werden mehrere Wahlkämpfer*innen an einem Wahlkampfstand der Partei DIE LINKE am Moritzburgring zwei Mal kurz hintereinander angegriffen. Nachdem mehrere Unbekannte kurz nach Mitternacht zunächst erfolglos versuchten, eine Parteifahne zu entwenden, werden die Wahlkämpfer*innen nach „Halle bleibt deutsch“- und „Scheiß Zecken“-Rufen aus einer Gruppe von bis zu zehn Personen bedrängt und schließlich auch körperlich attackiert. Polizeibeamte, die mit einem Streifenwagen vor Ort sind, greifen nicht ein und nehmen trotz Aufforderung der Betroffenen auch keine Personalien der noch anwesenden Täter auf. Stattdessen kontrollierten sie die Standgenehmigung.
Nur wenige Minuten später kommt ein – dieses Mal mit rot-weißer Sturmhaube vermummter – Angreifer erneut zum Wahlkampfstand und stiehlt die Parteifahne. Dann stürmen bis zu zehn Personen aus einer Seitenstraße auf die Wahlkämpfer*innen los, schlagen und treten auf sie ein, werfen eine Bierbank nach ihnen und schlagen damit auf einen Betroffenen ein. Mehrere Personen werden verletzt, ein Betroffener muss zur Untersuchung mit Krankenwagen in ein Krankenhaus gefahren werden.
Querfurt (Saalekreis)
Gegen 22:30 Uhr wird ein 21-jähriger Syrer aus einer fünf- bis sechsköpfigen Gruppe junger Männer rassistisch beleidigt. Als er etwas entgegnet, wird er von einem der Unbekannten geschlagen. Ein 47-jähriger Syrer, der dem Betroffenen zu Hilfe eilt und verbal interveniert wird so weggeschubst, dass er sich am Fuß verletzt und ambulant behandelt werden muss. Als alarmierte Polizeibeamte vor Ort eintreffen, ist die Gruppe bereits weg. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt.
Salzwedel
Vor einem Supermarkt in der Uelzener Straße wird ein Schwarzer Geflüchteter gegen 18 Uhr von zwei Unbekannten rassistisch beleidigt. Als sein weißer Begleiter verbal interveniert, versetzt ihm einer der Männer einen Kopfstoß. Danach entfernen sich die Unbekannten. Der 38-jährige erleidet eine Verletzung am Nasenbein sowie einen Abbruch eines Schneidezahns. Die Polizei sucht nach Zeug*innen.