Anlaufstelle Mitte (Magdeburg), 09.05.2007

Plädoyers und Urteil am 10.05.2007, ab 9 Uhr am Amtsgericht Magdeburg, Saal 1, Liebknechtstr. 65-91, 39110 Magdeburg

Am 8. Mai begann der Prozess gegen drei Männer, die der Anklage zufolge drei Medizinstudenten aus dem Jemen und aus Israel rassistisch beleidigt und tätlich angegriffen haben. Die Anklage gegen René B. (35 Jahre), Frank B. (38 Jahre) und Ronald B. (40 Jahre) lautet auf gefährliche Körperverletzung und Beleidigung der Studenten, und Volksverhetzung. Gestern wurden die Täter und die Betroffenen gehört, wie auch der Fahrer der Straßenbahn und Polizeibeamten und Beamtinnen. Am Donnerstag werden ein weiterer Zeuge, Plädoyers und das Urteil erwartet.

Was war geschehen? Als die drei Medizinstudenten am 5. Januar 2007 nachmittags gegen 14.30 Uhr am Hasselbachplatz in die Straßenbahn steigen, werden sie von den dort sitzenden Angeklagten und zwei weiteren Rechten rassistisch beleidigt und angepöbelt. Es fallen Sätze wie „Ihr habt es nur auf unsere Frauen abgesehen“ oder „Scheißausländer“ und „Bombenleger“.
Schnell kommt es zu Schlägen und Tritten gegen zwei der Studenten (21 und 26 Jahre alt). Bei der Auseinandersetzung geht die Brille des einen Studenten kaputt, beide erleiden leichte Verletzungen. Die zwei Studenten wehren sich gegen die Angreifer und schaffen es, sie aus der Straßenbahn zu vertreiben. Einer der Rechten bedroht den dritten Studenten allerdings mit einem Messer. Erst als die vom Fahrer informierte Polizei erscheint, lässt er nach.
Die anderen Fahrgäste unternehmen nichts, um den drei Angegriffenen zu helfen, einige steigen sogar aus, um nicht involviert zu werden.

Aus bisher ungeklärten Gründen nahm die Polizei nur die Personalien von vier der Täter auf, obwohl die fünfte Person die ganze Zeit über anwesend war und von den Betroffenen den BeamtInnen auch als Täter genannt wurde. Auch unternahm die Polizei nichts gegen die selbst in ihrer Anwesenheit weiterhin stattfindenden rassistischen Beleidigungen. Im Prozess stellte die Richterin auch mehrmals Fragen über das Vorgehen der Polizei beim Angriff und bei der Vernehmung der Zeugen.

Gegen den vierten Täter wurde die Anklage eingestellt, da bereits wegen schwerwiegender Vorfälle Verfahren gegen ihn laufen. Alle Täter sind bereits wegen Gewaltdelikten vorbestraft

„Aus unserer Sicht hat der Prozess bisher die Aussagen der Betroffenen bestätigt, und Fragen über das Vorgehen der Polizei aufgemacht,“ so ein Sprecher der Mobilen Opferberatung.