An Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, durchleiden 52 Menschen in der Synagoge im Paulusviertel Stunden der Todesangst und Ungewissheit, nachdem ein schwerbewaffneter Attentäter kurz nach 12 Uhr mittags versucht hatte, das Gebetshaus zu stürmen. Nur weil die Türen zum Gelände den Schüssen und Sprengsätzen standhalten, wird keine*r der Anwesenden, darunter auch eine Jugendgruppe aus Berlin und Besucher*innen aus den USA, körperlich verletzt. Die 40-jährige Jana L., die auf dem Nachhauseweg an der Synagoge vorbeiläuft und den Täter anspricht, stirbt durch Schüsse in den Rücken. Kurz darauf zündet der Attentäter einen Sprengsatz vor dem kurdischen „Kiez-Döner“ und versucht im Imbiss weitere Menschen zu töten. Der 20-jährige Maler Kevin S., der hier gerade seine Mittagspause macht, wird durch mehrere Schüsse tödlich verletzt. Das Personal und weitere Gäste des Imbisses überleben nur, weil sie sich verstecken bzw. fliehen können – und werden zum Teil schwer traumatisiert. Auf seiner Flucht mit dem Auto fährt der Attentäter in der Magdeburger Straße in Halle einen 23-Jährigen aus Somalia auf der Gegenfahrbahn an. Der Betroffene kann gerade noch zur Seite springen und wird deshalb nur leicht verletzt. Etwa vierzig Minuten später, kurz vor 13 Uhr, werden ein 51-Jähriger und seine 50-jährige Lebensgefährtin auf ihrem Hof in Wiedersdorf (Saalekreis) durch Schüsse von hinten schwer verletzt, nachdem der Betroffene dem Attentäter keine Autoschlüssel aushändigen konnte. Schließlich raubt er im Ort ein Taxi und kann erst etwa eine halbe Stunde später im Burgenlandkreis festgenommen werden, nachdem er auf der B91 noch einen anderen PKW gerammt hatte und schließlich frontal mit einen LKW zusammengestoßen war. Bis heute leiden etliche Menschen – Angehörige und Freund*innen der Todesopfer, Überlebende und Zeug*innen unter den Folgen des rechtsterroristischen Anschlags. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen.
Weitere Details siehe auch:
Mobile Opferberatung (Hrsg.) (2019): Betroffene und Folgen des Attentats in Halle (Saale), in: Antisemitismus und Rechtsterrorismus. Informationen der Mobilen Opferberatung Nr. 56, S.7, www.mobile-opferberatung.de/newsletter56.pdf