Anlaufstelle Mitte (Magdeburg), 18.12.2008

Unterstützung für Betroffene in Sachsen-Anhalt benötigt – „Opferfonds“ bittetum Spenden

Seit nunmehr acht Jahren unterstützt der „Opferfonds für Betroffene rechter und fremdenfeindlicher Gewalt in Sachsen-Anhalt“ in unzähligen Einzelfällen, in denen Opfer rechter und rassistischer Gewalt unbürokratische Hilfe bei der Bewältigung der physischen und psychischen Angriffsfolgen benötigen und weder staatliche noch andere nicht-staatliche Institutionen zur Stelle sind. Anlass für die Einrichtung des „Opferfonds“ war der rassistische Mord an dem ehemaligen mosambikanischen Vertragsarbeiter Alberto Adriano an Pfingsten 2000 im Stadtpark von Dessau durch drei Naziskins.

Die Bilanz des Opferfonds kann sich sehen lassen: In den vergangenen acht Jahren haben SpenderInnen dem Opferfonds 82.000 Euro zur Verfügung gestellt, davon wurden 68.200 Euro an finanzieller Unterstützung an Betroffene rechter, rassistischer oder antisemitischer Gewalttaten ausgezahlt. Anträge an den „Opferfonds“ werden von einem unabhängigen vierköpfigen Beirat entschieden und können unbürokratisch und schnell eingereicht werden. Die Hilfe richtet sich nach der Schwere der Angriffsfolgen und danach, ob staatliche oder andere nicht-staatliche Institutionen ebenfalls Unterstützung gewähren.

Alleine in diesem Jahr hat der „Opferfonds“ in 43 Fällen Betroffene rechter und rassistischer Gewalt sowie deren Familien und Angehörige mit einer Gesamtsumme von 7.544,00 Euro unterstützt: Stellvertretend seien hier drei Beispiele genannt:

Für zwei vietnamesische Familien, deren wirtschaftliche Existenz durch einen Brandanschlag auf ein Einkaufszentrum in Bismark im Mai 2007 vollständig zerstört wurde, gingen nach einem Aufruf der „Mobilen Opferberatung“ Spendengelder in Höhe von 3.285,50 Euro beim „Opferfonds“ ein. Damit konnten die Familien beim Aufbau einer neuen wirtschaftlichen Existenz unterstützt werden.

Durch einen Spendenaufruf der „Mobilen Opferberatung“ für das soziokulturelle Zentrum ZORA e.V. in Halberstadt, das den hohen Sachschaden u.a. durch eingeschlagene und beschädigte Fensterscheiben und -rahmen nach wiederholten neonazistischen Angriffen auf das Gebäude nur zum Teil durch ihre Versicherung erstattet bekam, konnte der „Opferfonds“ mit 560,00 Euro unterstützen.

Von den Betroffenen wird die Hilfe des „Opferfonds“ immer auch als ein Zeichen der Solidarität der ihnen unbekannten SpenderInnen verstanden.

Damit die Opfer rechter und rassistischer Gewalt auch im kommenden Jahr und darüber hinaus nicht alleine gelassen werden, braucht der „“Opferfonds“ jetzt Spenden und Unterstützung. Denn ein Ende rechter Gewalt ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Alleine im ersten Halbjahr 2008 hat die Mobile Opferberatung 85 Fälle rechter und rassistischer Gewalt registriert. Doch es gibt auch ermutigende Beispiele: So haben in diesem Jahr junge Erwachsene aus Magdeburg und Umgebung bei einem Benefizkonzert unter dem Motto „Heb deine Stimme gegen rechte Gewalt“ 750 Euro gesammelt und dem „Opferfonds“ zur Verfügung gestellt. Nach dem diesjährigen Aufruf zur Finanzierung der Revisionskosten im Fall des Überlebenden eines tödlichen Angriffs von Rechten auf eine Gruppe von Punks in Erfurt im Januar 2003 organisierten junge Antifas und engagierte Einzelpersonen Solidaritätskonzerte in Halle und Leipzig und spendeten den Erlös von insgesamt knapp 1400 Euro an den „Opferfonds“.

„Wir hoffen, dass diese Beispiele andere ermutigen. Denn die konkrete Solidarität mit den Opfern rechter und rassistischer Gewalt ist immer auch ein Zeichen dafür, wie ernst das Engagement gegen Rechtsextremismus wirklich gemeint ist,“ sagt eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung.