Anlaufstelle Süd (Halle), 28.07.2010

In den Nachtstunden des 6. Juni 2010 wurde auf ein Obst- und Gemüsegeschäft in der Rathausstraße in Leuna (Saalekreis) ein versuchter Brandanschlag verübt. Nach dem Einschlagen einer Schaufensterscheibe warfen Unbekannte einen sog. Molotow-Cocktail in den Laden, der glücklicherweise kein Feuer entfachen konnte. Obwohl Anwohner_innen zwischen 2:00 und 3:00 Uhr nachts laute Geräusche gehört hatten, alarmierte niemand die Polizei. Erst am Sonntagvormittag bemerkte die vietnamesische Inhaberin das komplett entglaste Fenster sowie im Ladeninneren die Brandflasche, die mit neonazistischen Aufklebern beklebt war. Der Staatsschutz ermittelt.

Bereits eine Woche zuvor, in der Nacht zum 28. Mai, waren drei Fensterscheiben des Geschäfts durch etwa ein Dutzend Steinwürfe beschädigt worden. Bereits nach diesem Anschlag fand die Inhaberin neonazistische Aufkleber an den Fenstern, welche die Täter als deutliches Signal und Hinweis auf ihr Motiv angebracht hatten: „Stein für Stein, reißen sie unsere Heimat ein…, und bringen uns den Volkstod. Deutschlands brd-igung aufhalten!“ sowie „Hol dir deine Stadt zurück! Nationaler Widerstand jetzt!“.

Die Inhaberin und ihre Familie betreiben den Obst- und Gemüse- sowie einen angrenzenden Blumenladen in Leuna seit 2006. Schon im ersten sowie im Folgejahr wurden die Scheiben des Ladens eingeworfen. Daraufhin ließ die Inhaberin Sicherheitsglasscheiben einbauen. Die Anschläge hatten auch zur Folge, dass die Versicherung den Vertrag zum frühstmöglichen Zeitpunkt kündigte. Auch Aufkleber mit rassistischen und neonazistischen Parolen musste die Familie immer wieder von den Scheiben entfernen.

Ende Juni 2010 verurteilten die Stadträt_innen von Leuna auf ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause die rassistisch motivierten Anschläge in einer öffentlichen Erklärung deutlich und bekräftigten ihren Willen zur Unterstützung all jener, „denen der Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und rechte Gewalt ein Anliegen ist“. Einige Tage zuvor hatte der SPD-Ortsverein sich öffentlich bestürzt über den versuchten Brandanschlag gezeigt und sich „für Toleranz, Vielfalt und demokratische Kultur“ in Leuna ausgesprochen.

Durch die Beschädigung bzw. Zerstörung dreier Fensterscheiben ist der Familie ein finanzieller Schaden von 5000 Euro entstanden, der nicht von einer Versicherung gedeckt ist. Zudem würde die Inhaberin die Fensterfront zum Schutz vor erneuten Beschädigungen der Scheiben gern schnellstmöglich mittels Rollläden sichern. Die Kosten hierfür belaufen sich voraussichtlich auf mindestens 2000 weitere Euro. Die Stadt Leuna hat mittlerweile ihre Bereitschaft signalisiert, sich an der Wiedergutmachung des entstandenen Schadens auch finanziell zu beteiligen.

Darüber hinaus bittet die Mobile Opferberatung um Spenden: als deutliches Signal der Verurteilung der rassistischen Anschläge und der praktischen Solidarität mit der betroffenen Familie.

Spendenkonto:
Kontoinhaber: Miteinander e.V.
Konto-Nr.: 53 53 53
Bankleitzahl: 810 205 00
Verwendungszweck: Anschläge Leuna

Da Miteinander e.V. – der Träger der Mobilen Opferberatung – als gemeinnützig anerkannt ist, ist Ihre Spende steuerlich absetzbar. Auf Wunsch wird Ihnen gern eine Spendenbescheinigung übersandt. Gehen mehr Spenden ein, als zur Bewältigung der Angriffsfolgen benötigt werden, werden sie dem Opferfonds für Betroffene fremdenfeindlicher und rechtsextremer Gewalt in Sachsen-Anhalt bei Miteinander e.V. zur Verfügung gestellt, um weitere Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt unbürokratisch finanziell zu unterstützen (mehr dazu unter Opferfonds).