73 politisch rechts motivierte Gewalttaten mit 108 direkt Betroffenen hat die Mobile Opferberatung in Kooperation mit der Beratungsstelle für Opfer rechter Straf- und Gewalttaten Dessau im ersten Halbjahr 2008 registriert. Dabei handelt es sich in den allermeisten Fällen um Körperverletzungsdelikte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Zahl rassistisch motivierter Gewalttaten mit 20 auf knapp ein Drittel aller bislang bekannt gewordenen Fälle im ersten Halbjahr 2008 angestiegen.

73 politisch rechts motivierte Gewalttaten mit 108 direkt Betroffenen hat die Mobile Opferberatung in Kooperation mit der Beratungsstelle für Opfer rechter Straf- und Gewalttaten Dessau im ersten Halbjahr 2008 registriert. Dabei handelt es sich in den allermeisten Fällen um Körperverletzungsdelikte.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Zahl rassistisch motivierter Gewalttaten mit 20 auf knapp ein Drittel aller bislang bekannt gewordenen Fälle im ersten Halbjahr 2008 angestiegen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatten rassistische Angriffe noch etwa ein Fünftel aller politisch rechts motivierten Gewalttaten ausgemacht. Die Betroffenen sind vor allem Afrodeutsche, Flüchtlinge und MigrantInnen sowie ausländische Studierende.

Die größte Opfergruppe rechter Gewalt sind jedoch nach wie vor nicht-rechte und alternative Jugendliche sowie junge Erwachsene. Zusammengefasst bedeutet diese Entwicklung, dass statistisch gesehen nach wie vor alle zwei bis drei Tage in Sachsen-Anhalt eine rechte oder rassistische Gewalttat bekannt wird. In 85 Prozent aller von der Mobilen Opferberatung für das erste Halbjahr 2008 registrierten rechten Gewalttaten haben die Betroffenen Anzeige erstattet bzw. haben die Ermittlungsbehörden Kenntnis vom Geschehen gehabt.

Damit ist auch für das erste Halbjahr 2008 kein Rückgang von politisch rechts motivierten Gewalttaten in Sachsen-Anhalt zu verzeichnen. Hinzu kommt, dass diese Zahlen nur einen Ausschnitt des Problemfelds rechter Gewalt abbilden: denn zum einem muss von einem erheblichen Dunkelfeld ausgegangen werden, weil Opfer rechter Gewalt sich beispielsweise aus Angst vor der Rache der Täter weder bei Polizei noch bei Beratungsprojekten melden.

Zudem ist davon auszugehen, dass es in den nächsten Wochen und Monaten eine Reihe von Nachmeldungen geben wird. So hatte die Mobile Opferberatung beispielsweise zu Ende Juli 2007 für das erste Halbjahr 2007 insgesamt 72 Angriffe registriert. Entsprechende Nachmeldungen haben nun dazu geführt, dass die Anzahl der politisch rechts motivierten Gewalttaten, die der Mobilen Opferberatung bekannt wurden, für das gesamte Jahr 2007 auf mittlerweile 182 gestiegen ist (1. Halbjahr 2007: 103). Das Magdeburger Innenministerium hat für das Jahr 2007 bislang insgesamt 99 Fälle politisch rechts motivierter Gewalttaten bekannt gegeben.

Zu den regionalen Schwerpunkten rechter Gewalt im ersten Halbjahr 2008 gehören u.a. der Landkreis Harz sowie die Städte Dessau-Roßlau und Magdeburg. Im Landkreis Harz sowie in der Stadt Dessau-Roßlau hat die Mobile Opferberatung in den ersten sechs Monaten des Jahres 2008 statistisch mehr als eine rechte Gewalttat pro Monat registriert (10); in der Landeshauptstadt erfuhr die Mobile Opferberatung von neun politisch rechts und rassistisch motivierten Angriffen im ersten Halbjahr 2008.

Bei den Gewalttaten mit rassistischer Motivation ist u.a. die absolute Menschenverachtung mancher Angreifer besorgniserregend: Wie schon im Vorjahreszeitraum bei einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Sangerhausen nahmen die Täter bei einem Brandanschlag auf eine Unterkunft von polnischen Erntehelfern in Lodersleben (Saalekreis) im April 2008 in Kauf, dass die Betroffenen möglicherweise an den Folgen des Anschlags sterben könnten. Nur durch glückliche Zufälle gab es in beiden Fällen keine Toten.

Bei organisierten rechten Gewalttätern aus den neonazistischen Kameradschaften und deren Umfeld hält der Trend an, gewaltsam gegen politische Gegner vorzugehen. Rechte Gewalt richtet sich dabei sowohl gegen Treffpunkte alternativer und nicht-rechter Jugendlicher wie beispielsweise das soziokulturelle Zentrum ZORA e.V. in Halberstadt als auch gegen diejenigen, die bei organisierten neonazistischen Aktivitäten wie Aufmärschen oder Propagandaverteilaktionen widersprechen oder protestieren: wie beispielsweise ein 18-jähriger Schüler, der von organisierten Neonazis in Halle/S. im Januar 2008 angegriffen wurde, weil er gegen das Verteilen von Propagandamaterial der NPD und JN an seiner Schule protestierte. Organisierte Neonazis versuchen durch Gewalt und Bedrohungen, nicht-rechte und alternative Jugendliche einzuschüchtern und die vielerorts schon vorhandene Dominanz extrem rechter Jugendkulturen auszubauen.

„Von einem Rückgang rechter Gewalt in Sachsen-Anhalt kann leider keine Rede sein,“ sagt eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung. „Damit liegt Sachsen-Anhalt im bundesweiten Trend. Im Mai hatten die Sicherheitsbehörden alleine aufgrund vorläufiger Zahlen so viele rechte Gewalttaten wie zuletzt zu Beginn des Jahrzehnts registriert.“

Unter www.mobile-opferberatung.de finden Sie eine Auswahl von rechten und rassistischen Gewalttaten aus dem ersten Halbjahr 2008. Für Nachfragen erreichen Sie uns unter 0170-2925361.