Anlaufstelle Mitte (Magdeburg), 28.05.2009

RednerInnen: Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper (SPD), FreundInnen von Rick L. und Mobile Opferberatung

Am kommenden Dienstag, den 2. Juni 2009, wird der Gedenkstein für den am 16. August 2008 von einem Neonazi getöteten 20-jährigen angehenden Kunststudenten Rick L. in Sichtweite zum Tatort öffentlich eingeweiht. Dank der schnellen und unbürokratischen Unterstützung durch die Stadt Magdeburg und des Büros des Oberbürgermeisters wird damit der Wunsch der Angehörigen und FreundInnen nach einem würdigen Gedenken an Rick L. umgesetzt. Der Gedenkstein trägt die Inschrift: „Im Gedenken an Rick. Rick wurde an dieser Kreuzung am 16.08.2008 durch feige und sinnlose Gewalt aus unseren Herzen gerissen. ‚In unseren Herzen wirst du immer weiter leben.’ Familie und Freunde von Rick“.

Der gewaltsame Tod von Rick L. durch einen 20-jährigen, einschlägig vorbestraften Neonazi gehört zu den Tötungsdelikten aus dem Jahr 2008, die auch das Bundesinnenministerium als politisch rechts motiviert wertet. Zur Erinnerung: Am 19. Mai 2009 verurteilte das Landgericht Magdeburg den u.a. wegen Körperverletzung und Volksverhetzung vorbestraften Neonazi Bastian O. zu einer Jugendhaftstrafe von acht Jahren wegen Totschlags. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Bastian O., nachdem ihn Rick L. bei einem zufälligen Zusammentreffen nach einem Besuch der Diskothek „Fun Park“ als „Hobbynazi“ bezeichnet hatte, mit unzähligen Schlägen und Tritten tödlich misshandelte.

Ein wichtiges Zeichen

„Die Errichtung des Gedenksteins ist ein wichtiges Zeichen, dass die tödliche Dimension rechter Gewalt in Magdburg nicht länger verschwiegen wird,“ sagt eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung. Denn seit 1990 starben in Magdeburg bei rechten Gewalttaten mindestens drei junge Menschen aus der Punk-Szene und aus nicht-rechten Jugendkulturen: Am 9. Mai 1992 wurde Thorsten Lamprecht bei einem Überfall von etwa 60 Neonaziskins auf eine Punkparty in dem Magdeburger Lokal „Elbterrassen“ mit einem Baseballschläger schwer verletzt. Der damals 23-jährige Punk starb an den Folgen der Verletzungen. Am 8. Februar 1997 starb in Magdeburg-Olvenstedt der 17-jährige Frank Böttcher an einer Straßenbahnhaltestelle an den tödlichen Messerstichen eines gleichaltrigen Naziskinheads.

Rick L., Frank Böttcher und Thorsten Lamprecht starben, weil sie im Weltbild der extremen Rechten als Nicht-Rechte, Alternative und Punks zu den politischen Gegnern gehören, die mit allen Mitteln und entgrenzter Gewalt bekämpft werden. Viele andere Betroffene aus nicht-rechten Jugendkulturen sind seit 1990 in Magdeburg bei rechten Angriffen verletzt worden; einige leiden dauerhaft unter den körperlichen und psychischen Folgen der Gewalttaten.

Aufruf zu Spenden

FreundInnen und Freunde von Rick haben im vergangenen Jahr am Tatort mit Grabkerzen und Blumenschmuck ein kontinuierliches Gedenken an den angehenden Kunststudenten aufrecht erhalten. Sie wollen diese Form der Erinnerung auch am Gedenkstein aufrecht erhalten. Da in den vergangenen Wochen und Monaten sowohl Grabkerzen als auch Blumenschmuck immer wieder von Unbekannten zerstört wurden, bitten wir im Namen der Freundinnen und Freunde von Rick L. unter dem Stichwort „Würdiges Gedenken“ um Spenden für Grabkerzen und Blumenschmuck am Gedenkstein. Die Spenden werden vom „Opferfonds“ an die Freundinnen und Freunde von Rick L. weitergeleitet und sind steuerlich abzugsfähig.

Spendenkonto:
Kto.-Nr: 53 53 53
BLZ 810 205 00
Bank für Sozialwirtschaft
Kontoinhaber: Miteinander e.V.
Stichwort: Opferfonds / Würdiges Gedenken

Wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen bei der Gedenkfeier und sind unter 0170-2925361 oder 0175-1622712 für Rückfragen zu erreichen.