Anlaufstelle Nord (Salzwedel), 14.12.2007
Am 17. Dezember findet vor dem Landgericht Stendal voraussichtlich der letzte Verhandlungstag wegen des rechten Angriffs auf eine vietnamesische Familie in Burg statt. Drei Tatverdächtige im Alter von 18, 19 und 39 Jahren werden beschuldigt, die Familie am zweiten August in ihrer Wohnung in Burg überfallen, mehrfach bedroht, beleidigt und geschlagen zu haben.
Bei den zwei aufeinanderfolgenden Angriffen wurden nach Aussagen der betroffenen Zeuginnen und Zeugen vor dem Landgericht Stendal die vietnamesischen Eltern gestoßen, der 14-jährige Sohn geschlagen und die Wohnung nach der Flucht der Familie von den teilweise im selben Haus wohnhaften Angreifern verwüstet. . „Sie wollten schlagen, uns rausjagen, haben geschrieen“, schildert Herr C. die Vorgänge jener Nacht am zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht. „Ich wurde gestoßen, mein Bein war zu der Zeit gebrochen“. Die ganze Zeit werden sie von den Angreifern beleidigt, es fallen Worte wie „Ausländerschweine“ und „Deutschland ist unser Land“.
Der achtjährigen Tochter gelingt es, Nachbarn aus dem Haus zu alarmieren. Die reagieren sofort: „Es hat ein Weilchen gedauert, die Drei aus der Wohnung zu holen“, berichtet eine Nachbarin als Zeugin vor Gericht. Das Geschehen beruhigt sich erst, als zwei Polizisten erscheinen. Die Angreifer ziehen sich in die Nachbarwohnung zurück. Die Polizisten beschränken sich auf eine grobe Aufnahme des Vorfalls. Vergeblich fragen sie nach weiterer Unterstützung. Nachdem sie bei der Reparatur des Türschließblechs geholfen haben, verlassen die Beamten das Haus mit der Empfehlung an die Familie, auch beim nächsten Mal anzurufen. Aufgrund der Verweigerung polizeilicher Verstärkung werden zwei Beamte der Polizei später strafversetzt.
Etwa eine halbe Stunde nach dem Rückzug der Polizei schlagen die Angreifer erneut an die Wohnungstür. Die Tür wird geöffnet, damit sie nicht wieder eingetreten wird. Dass die Polizei die Angreifer völlig unbehelligt gelassen hat, verstärkt die Angst der Familie. Die Eltern flehen die Angreifer an, sie und vor allem die Kinder unbehelligt zu lassen. Doch das nützt nichts. Die Eindringlinge lassen sich in ihrem rassistischen Hass nicht beirren, bis die Polizei ein weiteres Mal eintrifft. Die Angreifer ziehen sich erneut in die Nachbarwohnung zurück.
„Nachdem diese Männer zum zweiten Mal bei uns waren, hatten wir große Angst. Wir sind dann in unser Restaurant gefahren und haben auf Stühlen übernachtet“, so der Sohn der Familie. Noch während sie das Haus verlässt, wird die Familie vom Küchenfenster der Nachbarwohnung aus rassistisch beschimpft. Die Polizei hört weg. Der Vorsitzende Richter Herr Henss ist beinahe fassungslos: „Das Recht weicht dem Unrecht“, fasst er die fatale Situation während der Zeugenvernehmung am 1. November zusammen.
In das Urteil gegen die Angeklagten werden auch weitere von diesen einzeln oder gemeinsam begangene Straftaten mit einfließen. Die Verhandlung beginnt um 10 Uhr im Landgericht Stendal.