Anlaufstelle Süd (Halle), 17.10.2012
Beginn: Dienstag, den 23. Oktober 2012, 13:30 Uhr, Amtsgericht Merseburg, Geusaer Str. 88, Saal 1
Am Dienstag, den 23. Oktober 2012, wird um 13:30 Uhr am Amtsgericht Merseburg der Prozess gegen einen Angeklagten wegen gefährlicher Körperverletzung u.a. eröffnet. Dem zur Tatzeit 24-Jährigen wird von der Staatsanwaltschaft Halle vorgeworfen, bei einem Gruppenangriff auf zwei Punks vor einem Jahr und acht Monaten in Bad Dürrenberg einen der Betroffenen mit einem Schlagring gegen den Kopf geschlagen zu haben.
Zu dem bisher einzigen Hauptverhandlungstermin sind der Betroffene, der im Prozess als Nebenkläger auftritt, sowie zwei weitere Zeuginnen, darunter auch die Mitbetroffene des Angriffs, geladen.
Zum Hintergrund
Am 23. Februar 2011 gegen 21:30 Uhr begegnen ein 23-jähriger Punk und seine 24-jährige Begleiterin plötzlich einer 15- bis 20-köpfigen Gruppe überwiegend vermummter Rechter, die mit Schlagstöcken und Baseballschläger bewaffnet sind. Der 23-Jährige, der einen Aufnäher „Love Musik – Hate Fascism“ auf seiner Jacke trägt, wird beim Vorbeilaufen gefragt, ob er wisse was Faschismus bedeute. Er bejaht dies und geht weiter. Plötzlich erhält er mehrere Schläge mit einem Teleskopschlagstock auf seinen Hinterkopf. Zudem versetzt ihm ein weiterer Angreifer einen Fauststoß mit einem Schlagring gegen seine Schläfe, sodass er zu Boden geht. Während der Betroffene aufstehen und flüchten kann wird seine 24-jährige Begleiterin massiv gegen den Rücken getreten. Dann wird sie gefragt, ob sie „auch eine Zeckenschlampe“ sei. Schließlich lassen die Rechten die Punkerin gehen. Der 23-Jährige erleidet mehrere Kopfplatzwunden, die 24-Jährige erhebliche Rückenschmerzen.
Nach dem Angriff hatte die Polizei Ermittlungen wegen besonders schwerem Landfriedensbruch und gefährlicher Körperverletzung aufgenommen und u.a. auch Hausdurchsuchungen vorgenommen (die Mitteldeutsche Zeitung Merseburg/ Querfurt berichtete am 25. und 26.02.2011). Die Ermittlungsverfahren gegen acht weitere Beschuldigten wurden jedoch in der Folge mangels Tatverdachts eingestellt.
Anhaltende rechte Gewalt in Bad Dürrenberg
Der am kommenden Dienstag zu verhandelnde Angriff ist nur einer in einer Reihe von rechten Gewalttaten gegen alternative Jugendliche in Bad Dürrenberg: Am 5. März 2010 wurde ein 17-Jähriger von zwei stadtbekannten Rechten am Bahnhof bedroht, geschlagen und gewürgt. Am 16. September 2011 werden drei alternative Jugendliche aus einem Auto heraus beschimpft und mit Bierflaschen beworfen, nachdem die Rechten unter „Heil Hitler“- Rufen und Zeigen des Hitlergrußes an einem Treffpunkt alternativer Jugendlicher vorbeigefahren waren. Auch der jüngste Fall vom 15. Juni .2012, bei dem neun alternative Jugendliche durch eine etwa 14 köpfige Gruppe z.T. vermummter Rechter angegriffen wurden, ist ein Zeichen für die anhaltende Bedrohungslage von Punks und Alternativen in Bad Dürrenberg durch Rechte