Mobile Opferberatung, 28.08.2020

Seit Dienstag, 21. Juli 2020, läuft vor dem Oberlandesgericht Naumburg am Landgericht Magdeburg der Prozess um den rechtsterroristischen Anschlag in Halle (Saale). Am 9. Oktober 2019 hatte der Attentäter nach seinem erfolglosen Versuch, am höchsten jüdischen Feiertag Yom Kippur in die Hallesche Synagoge einzudringen und dort möglichst viele Jüd*innen zu ermorden, Jana L. und Kevin S. erschossen, zwei Menschen durch Schüsse schwer verletzt und zahlreiche weitere Menschen traumatisiert. Nur weil die Planung des Täters nicht aufging und selbstgebaute Waffen versagten, sind nicht wesentlich mehr Opfer zu beklagen. So geht der Generalbundesanwalt in seiner Anklage neben den zwei Morden von 68-fachem, versuchten Mord aus.

Wir stehen während des Prozesses an der Seite der Betroffenen. Deshalb wollen wir an dieser Stelle auf Stimmen von Betroffenen und ihren Anwält*innen, Prozessdokumentationen oder weitere solidarische Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Verfahren und auch dem ersten Jahrestag des Anschlags hinweisen. Dieser Beitrag wird regelmäßig aktualisiert und ergänzt.

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Kundgebung zur Urteilsverkündung am 21. Dezember 2020

Nach 5 Monaten und 25 Verhandlungstagen wird am Montag, den 21. Dezember 2020, das Urteil gegen den Attentäter des rechten Terroranschlags in Halle vom 9. Oktober 2019 verkündet werden.

Deshalb rufen verschiedene Initiativen dazu auf am 21. Dezember 2020 ab 8:00 Uhr bis nach Ende der Urteilsverkündung zum Landgericht Magdeburg zu kommen. Es wird dazu eingeladen Steine oder Blumen mitzubringen, um vor Ort nochmals an Kevin Schwarze und Jana Karin Lange zu erinnern. Kurz nach der Urteilsverkündung wird auf der Wiese vor dem Landgericht eine Pressekonferenz mit den Nebenkläger*innen und Anwält*innen geben.

 

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Gedenken zum und am Jahrestag des Anschlags

Anlässlich des ersten Jahrestags des Anschlags vom 9. Oktober 2019 rufen das Bündnis Halle gegen Rechts und die Mobile Opferberatung zum Gedenken an die Getöteten und zur Solidarität mit den Überlebenden und Angehörigen auf.

Eine Übersicht zu den Gedenkaktivitäten rund um den Jahrestag ist hier veröffentlicht. Und hier ist eine Übersicht zu Gedenkaktivitäten am Jahrestag selbst zu finden.

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halle-prozess-report.de

Der Blog www.halle-prozess-report.de/ berichtet aus Sicht der Nebenklage über das Verfahren. Er bietet detaillierte und tägliche Berichte über den Prozess, will den Anschlag aber auch in seinen Kontexten beleuchten. Rechtlich wird er von mehreren Nebenklägervertreter*innen betreut und auch von Betroffenen mitgestaltet. Die Inhalte sollen auf deutsch, englisch und russisch nachlesbar sein.

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interaktive Webseite "Global White Supremacist Terror: Halle"

Ein Kollektiv aus internationalen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen hat in Kooperation mit der Initiative NSU-Watch eine interaktive Web-Plattform zum Terroranschlag in Halle veröffentlicht und diesen damit minutiös aufgearbeitet. Die Seite, welche auf der Open-Source-Technologie von Forensic Architecture basiert, beinhaltet detaillierte Verweise und Links zu Zeugenberichten, Überwachungsmaterial mit Schilderungen und 3D-animierte Videos sowie eine kurze Übersicht über Radikalisierung im Internet und den Aufstieg extrem rechten Terrors vor Ort und um den Globus. Die Website wird kontinuierlich aktualisiert, um aktuelle Entwicklungen – online und offline – sichtbar zu machen.

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Belltower.News

In einer Interviewserie von Belltower.News, dem journalistischen Internetportal der Amadeu Antonio Stiftung mit einigen Nebenkläger*innen des Gerichtsverfahrens sprechen Betroffene darüber, wie sie den Anschlag erlebt haben, warum sie sich für eine Nebenklage entschieden haben und was sie sich von dem Gerichtsverfahren erhoffen:

– Interview mit Rebecca Blady: „Nebenklägerin zu sein bedeutet für mich, die Deutungshoheit über meine Erinnerung zu haben“.

– Interview mit Naomi Henkel-Gümbel: „Ich möchte, dass mehr Fakten ans Licht kommen“.

– Interview mit Adiraxmaan Aftax Ibrahim: „Ich möchte, dass es als rassistischer Angriff anerkannt wird“.

– Interview mit Max Privorozki: „Für mich ist die Anklageschrift nicht vollständig“.

– Interview mit Conrad Rößler: „Mir ist es wichtig, dass die politische Dimension der Tat anerkannt wird“.

– Interview mit Jeremy Borovitz: „Antisemitismus, Rassismus und Islamophobie sind eng miteinander verbunden“.

– Interview mit Ismet Tekin: „Ich möchte mein Recht wahrnehmen, Teil der Aufklärung zu sein“.

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Bundesverband VBRG e.V.

Zusammen mit NSU Watch dokumentiert unser Bundesverband VBRG e.V. den Prozess. Es werden wöchentlich Zusammenfassungen von i.d.R. zwei Prozesstagen auf Deutsch, Russisch und Englisch veröffentlicht unter: www.verband-brg.de/prozessdokumentation_anschlag_halle_2019/

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democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e.V.

Der Verein democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e.V. beobachtet den Prozess kontinuierlich und publiziert zeitnah Kurzberichte und Verhandlungsprotokolle auf seiner Webseite oder via twitter unter @democ_de.

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Radio Corax

Seit Beginn des Prozesses berichtet das freie Radio Corax über das Geschehen im und außerhalb des Gerichtssaals. So sind Redebeiträge von der Auftaktkundgebung sowie die im jeweiligen Morgenmagazin nach jedem Prozesstag veröffentlichten Zusammenfassungen und Einschätzungen hier nachzuhören.

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Kundgebungen gegenüber des Landgerichts Magdeburg

Seit dem Prozessauftakt am 21. Juli gibt es mit dem Anspruch „Keine Bühne für den Täter – Solidarität mit den Betroffenen“an jedem Verhandlungstag Kundgebungen bzw. Mahnwachen schräg gegenüber des Landgerichts Magdeburg, welche unter anderem von @NSU_Tribunal Halle, @9Initiative, AK Antira Magdeburg, @HalggR, @md_solidarisch, @SeebrueckeMD, @IfS_dicht, Antirassistisches Netzwerk Sachsen-Anhalt, Regina – Ravende Europäer gg. Intoleranz & Nationalismus organisiert werden. Solidarische Rede- und andere Beiträge sind explizit erwünscht.

Am 13.Oktober findet von 8:30-18:00 Uhr eine Kundgebung am Landgericht Magdeburg unter dem Motto „Wut, Trauer, Widerstand“ in Solidarität mit den Betroffenen und Nebenkläger*innen statt.