Am kommenden Dienstag, dem 6. Juni 2023, beginnt vor der 1. Strafkammer am Landgericht Stendal der Prozess gegen drei zur Tatzeit 31- bis 34-Jährige wegen gefährlicher Körperverletzung. Ihnen wird vorgeworfen, vor zwei Jahren am Bahnhof in Seehausen (Altmark) mit einer Paintballwaffe auf fünf vermeintliche Klimaaktivistinnen geschossen zu haben, wobei der Haupttäter ein Ku-Klux-Klan-Kostüm trug. Der zweite Angeklagte soll die Tat gefilmt und das Video im Internet verbreitet, der dritte das Fluchtfahrzeug gefahren haben. Aktuell sind sechs Verhandlungstage vorgesehen.
Zum Hintergrund
Am Abend des 19. Juni 2021 saß eine kleine Gruppe hinter dem alten Bahnhofsgebäude in Seehausen (Altmark), als plötzlich ein Unbekannter in Ku-Klux-Klan-Kostüm auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig auftauchte, ein Paintballgewehr auf sie richtete und das Feuer eröffnete. Noch unter Schock nahmen zwei der Betroffenen die Verfolgung des fliehenden Schützen auf. Ein Mittäter filmte den Angriff mit höhnischer und beleidigender Kommentierung. Drei Menschen, darunter ein Minderjähriger, wurden durch die Schüsse verletzt. Sie erlitten Hämatome und Prellungen.
Zum Tatzeitpunkt galt der Bahnhof als Info- und Treffpunkt von Klima-Aktivistinnen zur Verhinderung des Ausbaus der A14. Bereits zuvor hatte es massive Anfeindungen und Hetze gegen die Aktivistinnen gegeben, die in Bedrohungen, Sachbeschädigungen, körperlicher Gewalt, einer Brandstiftung und einem Sprengstoffanschlag mündeten. Ein Jahr später kam es zu einer weiteren Brandstiftung, bei der das Bahnhofsgebäude stark beschädigt wurde.
Aufruf zur solidarischen Prozessbeobachtung
Ein damals 20-jähriger Betroffener tritt vor Gericht als Nebenkläger auf:
„Es ist wichtig, dass diese Tat als politisch rechts motivierte Tat gegen Klimaaktivistinnen verhandelt wird.“
der heute 22-Jährige mit Blick auf das Verfahren
Die Mobile Opferberatung ruft im Namen der Betroffenen zur solidarischen Prozessbeobachtung auf. Alle sind bislang auf den zweiten und dritten Verhandlungstag geladen, also am 08. und 12.06.2023, ab 9:30 Uhr im Saal 218. Danach soll der Prozess wie folgt fortgesetzt werden: 14.06., 11:30 Uhr, Saal 218; 03.07., 9:30 Uhr, Saal 121 und 12.07.2023, 9:30 Uhr, Saal 218.
Achtung Bildberichterstatter*innen:
Im Namen der Betroffenen bitten wir darum, Film- bzw. Bildaufnahmen nur nach vorheriger Rücksprache und mit ausdrücklicher Erlaubnis anzufertigen.