Anlaufstelle Süd (Halle), 17.09.2014

Beginn: Montag, den 22. September 2014, 10:00 Uhr am Amtsgericht Merseburg, Geusaer Straße 88, Saal 1

Nach einem rassistischen Angriff am 20. Februar dieses Jahres beginnt am Montag, den 22. September, um 10 Uhr vor dem Amtsgericht Merseburg die Verhandlung gegen zwei Angeklagte im Alter von 19 und 23 Jahren. Die Staatsanwaltschaft Halle legt den beiden Männern Beleidigung und gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung zur Last. Sie sind bereits mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten und einer befindet sich in dieser Sache derzeit in Untersuchungshaft.

Der Betroffene tritt in dem Prozess als Nebenkläger auf und wird anwaltlich vertreten. Bislang sind neben dem 22. September zwei weitere Verhandlungstage festgesetzt (Fortsetzungstermine 09.Oktober und 22. Oktober, jeweils ab 10:00 Uhr, Saal 5). Der Betroffene ist für den 09. Oktober geladen.

Zum Hintergrund
Am 20. Februar 2014 gegen 19.30 Uhr wird ein 23-jähriger Somalier, der auf dem Weg vom Fußballtraining nach Hause ist, in der Unterführung des Merseburger Bahnhofs von zwei Unbekannten rassistisch beschimpft. Als er darauf nicht reagiert, packen sie ihn von hinten und schlagen seinen Kopf massiv und mehrfach gegen die Wand. Dabei brüllen sie unter anderem „Raus aus Deutschland“. Der Betroffene fällt zu Boden und wird dort weiter getreten. Erst als ein 47-jähriger Zeuge dem Somalier zu Hilfe eilt, lassen die Angreifer von ihm ab und flüchten. Der 23-Jährige erleidet Verletzungen an Kopf, Rücken und Beinen und blutet sowohl im Mund als auch im Gesicht. An den körperlichen, vor allem aber den psychischen Folgen leidet er bis heute. Auch ob er wieder Fußball spielen wird ist noch immer nicht absehbar.

Merseburg: ein Schwerpunkt rassistischer und rechter Gewalt
Der Angriff auf den somalischen Flüchtling war einer von insgesamt zehn rechten und rassistischen Gewalttaten, die der Mobilen Opferberatung bereits für 2014 in der Stadt Merseburg bekannt sind. Darüber hinaus nehmen auch rassistische Beleidigungen auf der Straße und Hetze im Internet gegen Flüchtlinge zu. Ebenso zum Ziel neonazistischer Angriffe und Drohungen werden Personen, die sich gegen Rassismus engagieren. Bei dem jüngsten Angriff am 9. September wurden aus einer Wohnung gezielt mehrere Eisbrocken und Steine auf Personen vor dem Merseburger Wahlkreisbüro von Bündnis 90/ Die Grünen geworfen, die die Gruppe nur knapp verfehlten. Etwa eineinhalb Stunden zuvor wurde eine von dem Ex-NPD-Kreistagsmitglied Rolf Dietrich angemeldete Kundgebung von etwa 20 Rechten aufgelöst. Sie hatten sich offenbar zur gerade beginnenden Kreisverbandsversammlung der Grünen direkt gegenüber des Büros versammelt und eine Stunde lang ein Transparent mit der Parole „Härtere Strafen für kriminelle Ausländer“ hochgehalten. Bereits im Vorfeld einer Demonstration gegen Rassismus am 1. März 2014, die auch als Zeichen der Solidarität mit dem Betroffenen des Angriffs vom 20. Februar stattfand, hatten sich Neonazis vor dem Wahlkreisbüro versammelt und einen zufällig vorbeikommenden Schwarzen Menschen angegriffen.