Anlaufstelle Mitte (Magdeburg), 01.12.2005

Auf dem Heimatfest in Zerbst (Sachsen-Anhalt) wird am 30. Juli 2005 der 16jährige Andreas M. (Name geändert), der ein T-Shirt und einen Rucksack mit der Aufschrift „Gegen Nazis“ trug, von einem polizeibekannten Rechten angegriffen und schwer verletzt. Der 28jährige Täter schlug seinem Opfer ein Bierglas ins Auge, stieß ihn dann gegen einen LKW und zwang ihn, das T-Shirt mit der Aufschrift „gegen Nazis“ auszuziehen. Durch den Angriff mit dem Bierglas hat der 16Jährige auf dem rechten Auge seine Sehfähigkeit verloren; außerdem erlitt er schwere Schnittverletzungen im Gesicht und am rechten Arm. Er befindet sich auch drei Monate nach dem Angriff noch in medizinischer Betreuung.

Die Polizei in Zerbst verschwieg den Angriff über mehrere Tage und drohte einer Gruppe von 50 nicht-rechten und alternativen Jugendlichen, die wenige Tage nach dem Angriff auf dem Fest für ein „nazifreies Heimatfest“ demonstrierten und Flugblätter verteilten, mit einer Anzeige wegen „Verstoß gegen das Versammlungsgesetz“. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Dessau dem Anmelder der Spontandemonstration eine Geldbuße auferlegt. Die Stadt Zerbst erklärte zudem öffentlich, das Heimatfest sei eine gelungene Veranstaltung gewesen und bagatellisierte den Angriff des Neonazis als „Schlägerei unter Jugendlichen“.

Erst nachdem eine überregionale Tageszeitung über die Ereignisse und das Verhalten der Polizei berichtete, gaben die Ermittlungsbehörden überhaupt zu, dass der Angriff stattgefunden hatte und es sich um eine rechtsextrem motivierte Gewalttat handelt. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde am 18. August 2005 Haftbefehl erlassen und mittlerweile beim Landgericht Dessau Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung erhoben. Obwohl der mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft sitzt, wurden Zeugen des Tatgeschehens in den vergangenen Monaten bedroht.

Die Familie des Opfers hat sich nun entschieden, Zerbst zu verlassen: Um dem 16Jährigen die Möglichkeit zu geben, sich wieder ohne Angst im öffentlichen Raum zu bewegen. Die Kosten des Umzugs und weitere finanzielle Folgen des Angriffs in Höhe von rund 2.500 Euro kann die Familie nicht alleine aufbringen, staatliche Hilfen erhalten sie hierfür nicht. Die Mobile Beratung für Opfer rechtsextremer Gewalt in Sachsen-Anhalt unterstützt Andreas M. und seine Familie und bittet deshalb um Spenden für den Umzug und weitere Folgekosten des Angriffs.

Spendeneinzahlungen oder –überweisungen richten Sie bitte an das Konto:

Miteinander e.V., Konto-Nr.: 53 53 53, Bank für Sozialwirtschaft Magdeburg, BLZ 810 205 00, Kennwort: Opferfonds/ Heimatfest Zerbst. (Auf Wunsch wird gerne eine Spendenbescheinigung übersandt).

Gehen mehr Spenden ein, als zur Bewältigung der finanziellen Angriffsfolgen notwendig sind, werden diese Gelder dem Fonds für Opfer rechtsextremer und fremdenfeindlicher Gewalt in Sachsen- Anhalt zur Verfügung gestellt, um andere Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt zu unterstützen.