Anlaufstelle Mitte (Magdeburg). 15.05.2014

Anhänger der Partei Alternative für Deutschland (AfD) sind letztes Wochenende in Magdeburg mit einem Messer und Baseballschläger gegen politische Gegner_innen vorgegangen. Bei dem Angriff wurden mindestens drei Antifaschist_innen verletzt. Die Polizei ging vor Ort nicht auf die Hinweise und Interessen der Betroffenen ein sondern veröffentlichte in ihrer Pressemitteilung am Morgen nach der Tat einseitig die Behauptungen der Angreifer, die sich als Opfer darstellen.
Aus Sicht der betroffenen Antifas war in der Nacht vom Samstag zum Sonntag, den 11. Mai folgendes vorgefallen: Die Gruppe hielt sich in der Nähe eines zum Teil herabhängenden Wahlwerbeplakat der rechtspopulistischen Partei AfD auf, als plötzlich zwei Männer mit Baseballschläger und Messer bewaffnet auf sie zu rennen. Sie versuchen vor den Unbekannten zu fliehen, was ihnen jedoch nicht gelingt. Der eine Angreifer schlägt mehrfach mit dem Baseballschläger auf Personen der Gruppe ein, wobei ein Betroffener zu Boden geht, während der zweite Angreifer mit einem Messer mehrfach droht „Ich stech Euch ab“.

Einseitige Ermittlungen der Polizei gegen die Betroffenen

Als kurz darauf die Polizei eintrifft, beschuldigen die Angreifer die Betroffenen der Sachbeschädigung an „unseren Plakaten“. Die Beamten nehmen daraufhin zunächst die Personalien der Antifas auf, obwohl eine Person aus der Gruppe der Betroffenen offensichtlich verletzt ist und sich aufgrund starker Schmerzen gegen einen Zaun lehnen muss. Auf den Wunsch des Verletzten nach einer Anzeige wegen Körperverletzung gehen die Beamten nicht ein. Auch wird der Baseballschläger, den einer  der AfD-Anhänger immer noch in der Hand hält, nicht sichergestellt. Ebenso wird der Hinweis der Betroffenen ignoriert, dass einer der Angreifer ein Messer gehabt habe. Daraufhin entscheiden sich die betroffenen Antifaschist_innen , ohne rechtlichen Beistand nichts zum Geschehen zu sagen.

Noch während des Polizeieinsatzes treffen zwei Autos mit weiteren mutmaßlichen Sympathisanten der AfD ein, die sich zu den zwei Angreifern stellen und das Geschehen mit dem Satz „Endlich kriegen wir die Zecken! Auf Euch warten wir schon lange“ kommentieren und Fotos von der Gruppe der Antifaschistinnen machen. Die Beamten intervenieren erst auf eindringliche Bitte einer Betroffenen hin, den Unbekannten an Aufnahmen zu hindern. Als dieser nach einer Weile wieder fotografiert lassen ihn die Beamten gewähren, obwohl er damit prahlt, die Fotos zu veröffentlichen. Die Beamten sind noch vor Ort, als der Rettungswagen eintrifft und ein Betroffener mit schweren Prellungen zur Untersuchung in ein Krankenhaus gefahren werden muss. In der Pressemitteilung der Polizei ist davon jedoch keine Rede. Stattdessen wird offensichtlich die Sicht der Angreifer wiedergegeben, die behaupten, ein 36jährige Magdeburger wäre von der Gruppe zusammengeschlagen, beleidigt und verletzt wurden.

„Die Polizei hat durch ihr Verhalten am Tatort und durch die einseitige Berichterstattung massiv an der Täter-Opfer-Umkehr mitgewirkt. Dadurch wird den AfD-Anhängern signalisiert, Gewalt gegen politische Gegner_innen wäre legitim und bliebe ohne Konsequenzen“, kritisiert eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung.

Für Nachfragen stehen Ihnen Mitarbeiter_innen der Mobilen Opferberatung unter den Telefonnummern 0391-544 67 10 und 0170 – 292 53 61 und 0170 – 294 83 52 zur Verfügung.